Newsnet: Der 24-jährige Luzerner Anian Liebrand ist der neue Präsident der Jungen SVP Schweiz. National ist er noch unbekannt, doch im Internet hat er bereits deutliche Spuren hinterlassen.
Luzern bildet die geografische Mitte der Schweiz, und für kurze Zeit war es auch das politische Zentrum des Landes. Das war zur Zeit der Helvetischen Republik französischer Prägung, von September 1798 bis Mai 1799. Das ist lange her. Heute ist Luzern immerhin die Schaltzentrale der nationalen Jungpolitik. Mit der Wahl von Anian Liebrand zum neuen Präsidenten der Jungen SVP Schweiz am Samstag stehen dem Nachwuchs der vier grössten Parteien ausschliesslich Luzerner vor: David Roth (28, Juso), Maurus Zeier (23, Jungfreisinnige), Jean-Pascal Ammann (23, Junge CVP) und nun der 24-Jährige Liebrand.
Den Versicherungssachbearbeiter und Redaktor des von ihm mitbegründeten Onlineportals «info8.ch – was andere verschweigen» kennt man zwar noch kaum ausserhalb seines Kantons. Doch sein bisheriges politisches Wirken spricht dafür, dass er bald landesweit so bekannt sein wird wie der medienpräsente Juso-Chef. Im Guten wie im Schlechten.
Im Internet hat der Digital Native schon deutliche Spuren hinterlassen. Zum Beispiel mit dem Wahlsong, den Liebrand 2011 als Nationalratskandidat auf Youtube veröffentlichte. «Unser Land in Schweizer Hand. Freiheit, Unabhängigkeit. Darum Liebrand für Heimatland», rappt der kurz geschorene Jungpolitiker in einem Kapuzenpulli. Ziemlich unmusikalisch zwar, dafür sorgte der Text für das gewünschte Echo in den Medien. Der Lokalfernsehsender Tele 1 berichtete, dass der Song nationalsozialistische Aussagen enthalte. Liebrand reichte daraufhin Beschwerde beim Presserat ein und bekam recht: Es handle sich nicht um nationalsozialistische Inhalte.
Wenige Monate später erregte Liebrand, damals Sekretär der SVP Kanton Luzern, erneut Aufsehen. Unbekannte, die sich «al-Kreida» nannten, hatten in Luzern mit Kreide die Botschaft auf Strassen gekritzelt: «Investigate 9/11» – «untersucht die Ereignisse vom 11. September». Daraufhin publizierte die Onlineplattform lu-wahlen.ch Bilder, die zeigten, dass einer der Aktivisten Anian Liebrand war. Enthüller war der Luzerner Nationalratskandidat Gerardo Raffa (EVP), dem der Verschwörungstheoretiker Liebrand eine Kreide in den Briefkasten legte.
Einsatz für mehr Mundart im Kindergarten
Der Jux hatte ein unappetitliches Nachspiel. Raffa erhielt per E-Mail und auf Facebook wochenlang anonyme Drohungen wie: «Wir wissen, wo du wohnst» und «Judensau». Er vermutete erst, dass Liebrand der Urheber war, zog den Vorwurf, der SVP-Politiker stehe «persönlich» dahinter, aber später zurück.
Die genauen Hintergründe werden wohl nie ans Tageslicht kommen. Offensichtlich ist aber, dass sich Liebrands Onlineportral nicht immer klar gegen Rechtsaussen abgrenzt. So ist auf «info8.ch» ein «exklusiver» wie ausführlicher Bericht über den Parteitag der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) zu lesen. «Das ist bloss einer von 1500 Artikeln, wir bilden das ganze Meinungsspektrum ab», wehrt sich Anian Liebrand.
«Der unbestechliche Jungpolitiker aus Beromünster» (Eigenwerbung) findet zudem, diese aufgebauschten Vorfälle würden seiner politischen Arbeit nicht gerecht: «Ich möchte, dass man mich an meinem Engagement für die Luzerner Volksinitiative ‹Für Mundart im Kindergarten› misst.» Oder an seinem Einsatz für mehr Schweizer Geschichte im Lehrplan 21. Für die Zukunft verspricht der neue JSVP-Präsident, etwas gelassener zu politisieren.