Zürichsee-Zeitung: HOMBRECHTIKON Rund 80 Personen zogen letzten September durch Hombrechtikon. Bei der Demonstration linker Kreise kam es zu Sachbeschädigungen. Bestraft wird niemand. Pikant: Alle zwölf kontrollierten Personen stammen aus dem Kanton Bern.
Eine illegale Demonstration mit 80 Teilnehmern hat null Konsequenzen. Die Staatsanwaltschaft See/Oberland hat die Untersuchung einer Demo der selbst ernannten «Antifaschistischen Aktionsfront» in Hombrechtikon ohne Strafbefehle abgeschlossen.
Wie die zuständige Staatsanwältin Lena Steiner-Meili auf Anfrage der ZSZ sagt, hat sie die Vorwürfe gegen einen Demonstrationsteilnehmer geprüft. Ihm wurde zur Last gelegt, eine Sprayerei angebracht zu haben. Doch die Sachbeschädigung konnte nicht bewiesen werden, die Staatsanwältin hat das Verfahren eingestellt. Weitere Polizeirapporte zu möglichen Straftaten hat sie nicht erhalten. Somit bleibt der Saubannerzug ohne rechtliche Konsequenzen.
Junge Demoteilnehmer
Einzig zwölf Personen wurden am 3. September 2015 einer Kontrolle unterzogen und weggewiesen. Interessanterweise haben alle kontrollierten Personen ihren Wohnsitz im Kanton Bern. Es wäre vermessen, daraus zu schliessen, dass die Berner die Demonstration organisiert haben. Doch es zeigt den hohen Vernetzungsgrad in der Szene. Unter den kontrollierten selbst ernannten Antifaschisten sind zwei Frauen im Alter von 17 und 19 Jahren. Die zehn Männer sind gemäss Cornelia Schuoler, Sprecherin der Kantonspolizei Zürich, zwischen 18 und 24 Jahre alt.
Die Gemeinde Hombrechtikon hatte nach dem Umzug Anzeige gegen unbekannt eingereicht – erfolglos. Gemeindepräsident Rainer Odermatt (FDP) sagt, der Gemeinderat nehme das Resultat der Untersuchung zur Kenntnis. Vorwürfe macht Odermatt nicht. «Die Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei war und ist sehr gut», sagt er.
Wegen der Vorfälle hat der Gemeinderat entschieden, sich vermehrt für mehr Respekt und Toleranz einzusetzen. «Massnahmen werden voraussichtlich noch in diesem Quartal verabschiedet», gibt Odermatt bekannt. Die Ereignisse im Herbst hätten viele Bürger und den Gemeinderat verärgert.
Angebliche Hochburg
In Hombrechtikon demonstriert haben die Autonomen, weil es im Juli in Zürich zu einem Vorfall kam, in den Hombrechtiker Neonazis involviert gewesen sein sollen. Eine Gruppe junger Männer ging damals auf einen orthodoxen Juden los. Sie sollen ihn beschimpft und bespuckt haben. Haupttäter soll Kevin G. sein, der in Hombrechtikon aufgewachsen ist. Das Mitglied der rechtsradikalen Band Amok war damals aber schon weggezogen.
Doch die linken Aktivisten behaupteten in einer Mitteilung, dass in Hombrechtikon die Szene rund um das in Deutschland verbotene Netzwerk «Blood & Honour» stark verankert sei. Erwähnt wurde auch ein Konzert auf einem Privatgelände in Schönenberg. Vier Bands, darunter Amok, traten an dieser 1.-August-Feier auf.
Wie eine Nachfrage bei der Oberstaatsanwaltschaft zeigt, sind die Untersuchungen gegen die Gruppe, die vor dem Übergriff in Zürich einen alkoholgeschwängerten Polterabend hinter sich hatte, nicht abgeschlossen. «Es haben Einvernahmen stattgefunden. Dabei hat sich gezeigt, dass weitere Ermittlungen nötig sind. Derzeit sind polizeiliche Ermittlungen im Gange, und es ist ungewiss, wie lange das Verfahren dauern wird», sagt Muriel Tièche, juristische Sekretärin. Aus Rücksicht auf das laufende Verfahren werden keine weiteren Auskünfte erteilt.