Newsnetz vom 12.4.2010
Kürzlich sollen im Raum Konolfingen gewalttätige Übergriffe auf Linksextreme stattgefunden haben.Vor zehn Tagen fand in Grosshöchstetten am Bahnhof eine Spontandemo gegen Rassismus statt. Dies teilten die Organisatoren mit, die sich Libertäre Aktion Konolfingen nennen.
Nach eigenen Angaben demonstrierten 50 Personen, weil die Gefahr rechtsextremer Übergriffe in den letzten Jahren besonders auch in der Region Konolfingen stetig steige. «Alleine in den letzten zwei Wochen gab es zwei gewalttätige Übergriffe durch rechtsextreme Schläger auf Jugendliche und auch auf Minderjährige, von denen zumindest eine Person mit Verletzungen und inneren Blutungen ins Spital musste», teilten die Organisatoren mit. Die Rechtsextremen würden sich vermehrt in der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos), der Helvetischen Jugend oder den freien Kameradschaften organisieren. Logische Konsequenz dieser Tendenzen seien die vermehrten Übergriffe, wie sie unter anderem im letzen Mai in Biglen stattgefunden haben (siehe Text links).
Probleme mit Linksextremen
Mimo Caci, Gemeinderat in Grosshöchstetten und zuständig für die öffentliche Sicherheit, bestätigt, dass die Demonstration mit 30 bis 50 Personen stattgefunden hat. Caci, selber erst 22-jährig, hat zumindest Vermutungen, wer hinter der Libertären Aktion Konolfingen stecken könnte. Beim «Bund» meldeten sich die Organisatoren der Demonstration auf Anfrage aber nicht mehr. Klar scheint, dass es sich bei den Demonstranten um Personen aus dem linksextremen Lager handelt.
Mit linksextremen Gruppierungen habe man in der Gegend eher Probleme als mit rechtsextremen, sagt Caci. Vor vier, fünf Jahren sei es aber schlimmer gewesen. Ein ähnliches Bild zeichnet der Bigler Gemeindepräsident Jean-Paul Mange. Tendenziell gebe es mehr links- als rechtsextrem Orientierte. «Zu sagen, bei uns gibt es keine extremen Gruppierungen, wäre gelogen», sagt er. Das Problem betreffe aber nicht speziell Biglen, im Amt Konolfingen bestehe ein generelles Problem mit einem Teil der Jugend. «Es ist aber eine Minderheit», sagt Mange. Weiter beobachtet der Gemeindepräsident, dass sich gewisse Szenen an den Wochenenden von städtischen auf ländliche Gebiete verlagern.
«Ich habe in letzter Zeit keine gewalttätigen Angriffe festgestellt», sagt Rechtsextremismusexperte Hans Stutz. Wo Übergriffe stattfinden würden, habe es aber auch die entsprechenden Leute. Dass sich Rechtsextreme mehr organisierten als früher, könne er nicht bestätigen. Dass die Libertäre Aktion Konolfingen die Region nicht widerstandslos den Rechtsextremen überlassen wolle, bedeute nicht unbedingt eine Ankündigung körperlicher Gewalt, sagt Stutz. «Es geht um Dominanz im öffentlichen Raum.» In dem Sinn sei die Drohung als Aufspielen zu verstehen.
Übergriffe nicht ausgeschlossen
Die Polizei kann die Übergriffe, die in den letzten Wochen stattgefunden haben sollen, nicht bestätigten. «Wir können aber auch nicht ausschliessen, dass es zu Auseinandersetzungen gekommen ist», sagt Polizeisprecher Franz Märki. Oft würden Vorfälle zwischen links- und rechtsextremen Gruppierungen der Polizei nicht gemeldet, weil die Betroffenen ihre Szenenzugehörigkeit nicht verraten wollten. (ba)