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Er verbreitete Judenhass, postet Bilder mit Hakenkreuzen und rief während der Corona-Pandemie zum Umsturz auf: Doch nun wird Attila Hildmann für seine Hassnachrichten kaum noch Publikum finden. Telegram hat reagiert.
Attila Hildmann ist auf Telegram vorerst Geschichte. «Seine Hauptkanäle lassen sich nicht mehr aufrufen, und diesmal nicht wegen Google oder Apple», schreibt das Hacker-Kollektiv Anonymous. Apple und Google haben den Zugriff auf Hildmanns Telegram-Kanäle in der Telegram-App von iOS und Android bereits im Juni 2021 blockiert. Doch mit der Desktop-App oder im Browser war der Zugriff weiterhin möglich. Auch damit ist jetzt Schluss. Telegram selbst sperrt nun Hildmanns wichtigste Hasskanäle.
Telegram-User erhalten nur noch die Mitteilung: «Dieser Kanal kann nicht angezeigt werden, weil er gegen lokale Gesetze verstösst.»
Hildmann hat weiterhin mehrere kleinere Kanäle auf Telegram, die jedoch bei Weitem nicht die Reichweite seiner nun gesperrten Hauptkanäle aufweisen. Der prominenteste Kanal hatte gut 100’000 Abonnenten. In einem der verbliebenen Kanäle mit knapp 8000 Mitgliedern sagte Hildmann am Mittwoch in einer Audionachricht, er werde «keine weiteren Kanäle machen», sondern sich «auf andere Projekte konzentrieren».
Er werde sich über «seine Webseite ab und zu melden», weil diese nicht zensiert werden könne. Dort lässt der antisemitische Verschwörungserzähler verlauten: «Telegram arbeitet jetzt aktiv mit den Landesbehörden gegen die Wahrheit.»
Mordpläne in Telegram-Gruppe: Deutschland will gegen Messenger vorgehen
Telegram ist aufgrund seines laxen Umgangs mit extremistischen Inhalten umstritten. Über den Messengerdienst kommuniziert auch die radikalisierte Corona-Gegner-Szene. In Deutschland kam es im Dezember bei radikalen Corona-Massnahmengegnern zu einer Razzia. Diese haben in einer Gruppe des Messengerdienstes Mordpläne gegen den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) geschmiedet. Dieser rief unter anderem zur Impfung auf.
Auch wegen sich häufenden Fällen von Gewalt bei Protesten gegen Corona-Massnahmen mehren sich in Deutschland seit Ende 2021 die Rufe nach einem harten Vorgehen gegen den in Russland entwickelten Messenger.
Telegram ist einer der Hauptkanäle für die Organisation von Corona-Protesten. Rechtsextremen gelinge es dank der App, in die bürgerliche Gesellschaft vorzudringen, kritisieren Politiker. Telegram, ein Unternehmen mit Sitz bzw. Briefkastenadresse in den Vereinigten Arabischen Emiraten, sei längst zum wichtigen Forum militanter Corona-Leugner in Deutschland geworden, schrieb die «Süddeutsche Zeitung».
Update 10.2.2022: Telegram schreibt als Reaktion auf diesen Artikel: «Telegram wurde nie von einem russischen Unternehmen entwickelt. Es wird in Dubai entwickelt.»