«Courage» unter Beschuss

BernerZeitung

«Courage» unter Beschuss

Die rechte Gruppierung «Freie Kräfte Burgdorf» erhebt per Flugblatt massive Vorwürfe gegen die Aktion Courage.

Sie nennen sich «Freie Kräfte Burgdorf». Sie beklagen sich mit einem Flugblatt über die «hysterische Hetzkampagne gegen so genannte ?Rechtsextreme?». Sie weigern sich, ihre Namen zu nennen. Sie geben nur eine Internet-Adresse an, unter der sie eine «Informationsplattform für Ereignisse und Vorfälle rund um Burgdorf» aufgebaut haben.

Auf der Homepage sind alle aktenkundigen Gewalttaten von Linken und Ausländern in den letzten Jahren dokumentiert. Als Quelle dient den «Freien Kräften» das Medienmitteilungsarchiv der Kantonspolizei. Die mutmasslich von Rechten angezettelte Schlägerei gegen Linke an der letzten Solätte und der mutmasslich von Burgdorfer Neonazis verübte Angriff auf die Familie Brünisholz fehlen auf der Liste. Um eine «Rechtfertigung für Übergriffe irgendeiner Art» handle es sich bei dem Schreiben nicht, betonen die Verfasser.

Immer gegen die Rechten

Das Manifest liest sich wie eine Anklageschrift gegen die Aktion Courage und SP-Gemeinderätin Elisabeth Zäch. «Courage», unterstellen die «Freien Kräfte», trete nur in Erscheinung, «wenn die Täterschaft aus ?rechten? Kreisen kommt.» Falls die Gewalt von Linken oder Ausländern ausgehe, sei dies «für ?Courage? nicht Grund genug, aktiv zu werden, geschweige denn, eine Kundgebung zu organisieren und bunte Fahnen zu basteln, schreiben die «Freien Kräfte» mit Blick auf den Aktionstag, den «Courage» nach dem Übergriff auf die Familie Brünisholz auf die Beine gestellt hatte.

Elisabeth Zäch ist laut der Gruppierung «an vorderster Front» mit dafür verantwortlich, dass «der Ruf der Stadt Burgdorf in den vergangenen Wochen massiv beschädigt» worden sei. Sie und Stadtpräsident Franz Haldimann hätten «mit masslos übertriebenen Geschichten ein Klima der Angst geschaffen». Wegen ihrer «verfälschten Berichterstattungen» seien auch «die Medien» an der «Kriminalisierung der Oberstadtbesucher» mitschuldig. Von «regelmässigen Übergriffen» von Rechten könne keine Rede sein, behaupten die «Freien Kräfte». Zächs Feststellung, in Burgdorf hätten sich «rechtsextreme Übergriffe gehäuft», sei «völlig falsch».

Elisabeth Zäch geht davon aus, dass das Papier von Leuten verfasst wurde, «die hässig sind, weil sie merken, dass sie beobachtet werden und nicht tun können, was sie wollen». Den Vorwurf, auf dem linken Auge blind zu sein, weist die Sozialdemokratin auch im Namen von «Courage» von sich. «Jede Art von Gewalt ist zu verurteilen.» Sobald die Gewalt aber als Kampagne gegen Andersdenkende oder Ausländer gerichtet sei, reiche die polizeiliche Kompetenz nicht aus. Dann sei die Verantwortung der ganzen Bevölkerung gefragt. Diesen Auftrag erfülle «Courage». Dass sie das Image von Burgdorf im Allgemeinen und jenes der Oberstadt im Besonderen schädigen soll, findet Zäch «lächerlich»: Denn «in der Oberstadt habe ich mein Geschäft; ich bin auf die Kundschaft angewiesen».

Zäch bleibt «gelassen»

Die Flugblatt-Attacke nehme sie «gelassen», sagt die Politikerin. «Ich weiss ja, dass die Stadt sehr viel unternimmt, damit die Menschen friedlich zusammenleben können.» Das sei «die beste Prävention gegen Gewalt». Und so lange gewisse Leute «mit ihren menschenverachtenden Ideologien und Werten» keine Ruhe geben oder nicht juristisch in die Schranken gewiesen würden, werde sie mit «Courage» für ein soziales Mit- und Nebeneinander einstehen.

Wer sich hinter den «Freien Kräften Burgdorf» verbirgt, ist unklar. «Die Aktion wird von Oberstadtbesuchern aus Burgdorf geführt», mailen sie auf Anfrage. Im Vordergrund stünden «die Botschaft und nicht die Initianten».

Von ihrer Webseite gehts fast direkt zur Homepage von HRD-Records in Roggwil. Sie produzierte die letzte CD von «Indiziert». Diese Band wurde soeben wegen Verstössen gegen das Antirassismus-Gesetz gebüsst. Dagegen hat sie Einsprache erhoben; nun kommt «Indiziert» vor Gericht.
Johannes Hofstetter

Von der Internetseite der «Freien Kräfte Burgdorf»? gehts fast direkt zur Homepage der Plattenfirma von «Indiziert».