Der 1. August 2005 ging als «Schande vom Rütli» in die jüngere Schweizer Geschichte ein. Unter den mehreren hundert Rechtsextremen marschierte auch eine bis dahin der Öffentlichkeit unbekannte Gruppe welscher Neonazis mit – das Corps Franc Fribourg, wie an ihren T-Shirts unschwer zu erkennen war. Auf dem Rücken der T-Shirts prangte die Aufschrift «Droit à notre sang» (Recht auf unser Blut).
Vorbestrafter PNOS-Vorstand als Gründer
Die Gruppe wurde aus Blood & Honour-Kreisen rund um Jonathan Leiggener gegründet. Leiggener selbst war zeitweise Chef der Sektion Romandie von B&H und ab 2007 einige Jahre Mitglied des PNOS- Bundesvorstandes. Im März 2009 wurde er als einer der Hauptorganisatoren für das ISD-Memorial-Konzert 2005 in Gamsen VS verurteilt. Bei einer Hausdurchsuchung im Nachgang an das Konzert fand die Polizei bei Leiggener unter anderem mehrere Schusswaffen sowie die Charta des Corps Franc.
Grosse Worte…
Die Charta sah vor, dass auf etwaige Angriffe stets umgehend reagiert werden solle. Weiter gehe man stets vorwärts – unabhängig der verwendeten Waffen. Ideologisch lehnt sich dies stark am Leitspruch des militanten Netzwerkes Combat 18 an: «Whatever it takes». So kam auch der ehemalige Dienst für Analyse und Prävention (heute Teil des Nachrichtendienstes des Bundes, NDB) nach Durchsicht der Charta im Jahr 2006 zum Schluss, von der Gruppe gehe ein potentielles Risiko zur Destabilisierung der inneren Sicherheit aus.
…kleine Wirkung
Offenbar sollten neben dem erwähnten Corps Franc Fribourg noch weitere Sektionen in anderen französischsprachigen Kantonen gegründet werden. Dass dies je geschah, bleibt jedoch zu bezweifeln. Sicher ist, ausser der Freiburger Sektion traten nie andere Kantonalgruppen in der Öffentlichkeit in Erscheinung.
Der Aufmarsch der Mitglieder des Corps Franc Fribourg an der Sempacher Schlachtfeier 2008 stellte den zweiten und zugleich letzten öffentlichen Auftritt des Corps dar. Unter den Mitgliedern marschierten auch Didier Vernez und Victor Geneux, beide damals Mitglieder der Sektion Romandie von Blood & Honour, sowie Hervé Savoy, damaliger Supporter der B&H-Bewegung und heutiger Betreiber der Excalibar Taverne in Bossenens FR.