20 minuten online: Eine Gruppe Rechtsextremer hält sich am Burgdorfer Bahnhof auf: Eine Fotomontage auf Facebook nimmt die Situation auf die Schippe.
Springerstiefel, Glatze und ein Bier in der Hand: Diese drei Dinge sollte man laut einem zynischen Facebook-Post haben, um am Bahnhof Burgdorf «in» zu sein. Die auf der Facebook vielfach geteilte und kommentierte Fotomontage mit der Überschrift «Bahnhof Burgdorf Starterpack» will auf die dort herrschende Situation aufmerksam machen: «Abends und besonders an den Wochenenden versammeln sich am Burgdorfer Bahnhof nebst Alkoholikern auch vermehrt Leute aus der rechtsextremen Szene», sagt eine junge Burgdorferin gegenüber 20 Minuten. Es mache ihr Angst, an dieser «provokanten Meute» vorbei zu gehen.
Meldungen bei der Gemeinde eingegangen
Bei der Stadt sind in den vergangenen Monaten wegen der Gruppe zwei Meldungen eingegangen: «Wir haben diese zur Kenntnis genommen und uns mehrmals an die SBB gewandt», so Urs Lüthi, Leiter der Burgdorfer Einwohner- und Sicherheitsdirektion. Nebst den Eigentümern des Platzes, den Schweizer Bundesbahnen, sei auch die Kantonspolizei Bern informiert worden. Dort habe man Massnahmen ergriffen, aber weder Bahn- noch Kantonspolizei haben vor Ort interveniert: Die herumstehenden Personen würden nicht gegen die Gesetze verstossen. «Ungebührliches Verhalten und störendes Auftreten» werden laut dem Bahnhofs-Reglement der SBB mit Wegweisungen, Strafanzeigen oder Schadenersatzforderungen sanktioniert. Bei den SBB heisst es dazu, es handle sich nicht um einen «Problembahnhof».
Passanten könnten sich belästigt fühlen
Das Auftreten der Gruppen am Bahnhof ist aber für den Tourismus in der Kleinstadt ein Problem: «Berichte über Rechtsradikale in Burgdorf gibt es seit Jahren», so Christian Billau, Leiter vom Emmental Tourismus. «Bahnhöfe sind oft Anziehungspunkt für Gruppierungen aus radikalen Lagern. Durch das Auftreten dieser Gruppen ist es für eine Stadt eher problematisch, da der Bahnhof den ersten Eindruck der ankommenden Touristen prägt.»
Bahnhöfe seien das Aushängeschild einer Ortschaft, sagt auch
Barbara Gisi, Direktorin des Schweizer Tourismus-Verbandes: «Ein Bahnhof ist ein Knotenpunkt und wird von vielen Reisenden als erstes besucht.» Touristen und die Anwohner würden sich von solchen Ansammlungen irritiert und teils auch belästigt fühlen.
Integration oder Wegweisung
Beim Tourismus-Verband sieht man folgende Möglichkeiten zu reagieren: «Sozialarbeiter könnten eingesetzt werden, die vor Ort mit den Leuten Kontakt aufnehmen. Man sollte diese Leute integrieren», so Direktorin Gisi. Ansonsten würden etwa auch Platzverweise weiterhelfen. (20M)