Brunnen will am 1. August seine Schiffsstation sperren

TagesAnzeiger

Die Organisatorin der Feier auf dem Rütli hat eine neue Sorge: Ab Brunnen dürfen keine Rütli-Schiffe ablegen.

Von Thomas Bolli, Luzern

Die Behörden von Ingenbohl-Brunnen geben sich bockig. Das Gemeindegebiet stehe am kommenden 1. August nicht mehr für Personenkontrollen zur Verfügung, zudem solle die Schiffsstation geschlossen werden, haben sie mitgeteilt. Sie wollen mit der Feier auf der Rütliwiese definitiv nichts mehr zu tun haben. Man habe, so die Argumentation, genug von «rechten Horden» und «extremen Polizeikontrollen».

In den vergangenen Jahren wurden die meisten Gäste von Brunnen aus über den Vierwaldstättersee aufs Rütli gefahren. Das ist der nächste und einfachste Zugang zur Nationalwiese. Wegen pöbelnder Rechtsextremer wird die Organisation der 1.- August-Feier immer aufwändiger.

Brunnen liegt im Kanton Schwyz, das Rütli im Kanton Uri. Die Schwyzer Gemeinde wirft der Rütlikommission, die die Feier organisiert, sowie den Urnern vor, im Hinblick auf die Feier 2007 nicht konsultiert worden zu sein. Allerdings ist das mehr ein innerkantonales Problem: Der Schwyzer Regierungsrat inklusive Polizeikommandant wurden von den Urnern und der Rütlikommission stets orientiert über den Stand der Dinge.

Es wird sich weisen, ob die Schwyzer Regierung die Gemeinde Ingenbohl-Brunnen in ihrem Widerstand stützt. Der Schwyzer Polizeidirektor Alois Christen hat bereits angedeutet, dass er Verständnis für die Anliegen aus Brunnen hat. Allenfalls kann die Rütlikommission den Entscheid anfechten.

Falls es dabei bleibt, dass der Schiffssteg in Brunnen nicht benützt werden kann, wird man nach Alternativen suchen müssen. In Flüelen im Kanton Uri liesse sich von der Sicherheit her allenfalls die Abfahrt der Schiffe organisieren, sagt Uris Sicherheitsdirektor Josef Dittli. Es liege an der Rütlikommission, ein entsprechendes Gesuch zu stellen, dann werde man es prüfen.

Auch von der Stadt Luzern aus sind jedes Jahr Schiffe aufs Rütli gefahren. Die städtische Sicherheitsdirektorin Ursula Stämmer-Horst will sich noch nicht zur neuen Situation äussern. Sie sei aber gewillt, auf dem bisherigen Weg weiterzumachen. Das heisst, wie im letzten Jahr im Verbund mit den Zentralschweizer Kantonen eine Feier auf dem Rütli zu ermöglichen.

Morgen Donnerstag werden sich die Zentralschweizer Polizeidirektorinnen und -direktoren zu einer ordentlichen Sitzung treffen. Das Rütli wird bestimmt diskutiert werden – wohl auch unter dem Aspekt der schwindenden Solidarität unter den Kantonen respektive Gemeinden. Dabei ist eines klar: Schwyz wird am 1. August aus Sicherheitsgründen in jedem Fall zusätzliche Polizisten aufbieten müssen, da hilft auch eine Sperrung von Brunnen nicht.

Noch steht nicht definitiv fest, ob am Nationalfeiertag Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey und Nationalratspräsidentin Christine Egerszegi auf dem Rütli reden werden. Ebenfalls hängig ist das Gesuch eines linken Bündnisses, das in Brunnen eine Gegenkundgebung zum befürchteten Aufmarsch der Rechtsextremen organisieren will. 2005 und 2006 wurden entsprechende Gesuche jeweils abgelehnt. Ebenfalls noch unklar ist, wer die Kosten für die Sicherheitsmassnahmen übernehmen soll.

Wegen pöbelnder Rechtsextremerwird die Rütli-Feier immer aufwändiger.