Ein Brandanschlag auf das Integrations- und Kulturzentrum Kosovo in Wittenbach ist glimpflich abgelaufen. Die Kantonspolizei schliesst Täter aus dem rechtsextremen Milieu nicht aus.
wittenbach. Eine Fensterscheibe über dem Geschäftseingang ist eingeworfen und von Rauch eingeschwärzt. Und ein grosser Brandfleck auf dem Postautohalteplatz vor der alten Post in Wittenbach lässt erahnen, was hätte geschehen können, wenn der Brandanschlag erfolgreich gewesen wäre: Eine unbekannte Täterschaft hat am Sonntagmorgen um 4.40 Uhr drei Brandsätze gegen das Gebäude der ehemaligen Post an der St. Gallerstrasse geschleudert (Tagblatt vom 20.10.2008). Zu einem Brandausbruch im Innern des Gebäudes ist es nicht gekommen. Die zerborstene Scheibe im ersten Stock könnte dennoch ein Hinweis darauf sein, gegen wen sich der Anschlag richtete. Denn im oberen Stockwerk ist seit 2001 das Lokal des Integrations- und Kulturzentrums Kosovo beheimatet.
Täter nach wie vor unbekannt
Von Seiten der Polizei können noch keine Angaben über die Täterschaft gemacht werden. Ermittelt werde aber auf allen Ebenen, sagt Eugen Rentsch von der Kantonspolizei St. Gallen. «In Frage kommt nach wie vor Sachbeschädigung als Motiv. Aber auch in Richtung einer Straftat mit politischen Hintergrund wird ermittelt.» Hierbei käme insbesondere eine Täterschaft aus der rechtsextremen Szene in Frage.
Die drei Brandsätze haben wenig Schaden angerichtet. Jener, der gegen das Fenster geschleudert wurde, vermochte die Scheibe nicht ganz zu durchschlagen und brannte offensichtlich auf dem Postautohalteplatz aus.
Von den Anwohnern in den Wohnblöcken hinter der alten Post blieb der Anschlag am frühen Sonntagmorgen weitgehend unbemerkt. Zu einem Ort der Unruhe scheint sich die alte Post aber dennoch zu entwickeln ? ganz unabhängig vom Betrieb des Kulturzentrums. Erst vor kurzem sei praktisch am selben Ort ein Gebüsch in Brand gesteckt worden ? die Feuerwehr habe ausrücken müssen, berichten Anwohner. Seit rund zwei Jahren nähmen die Lärmbelästigungen hier generell zu. Und neuerdings raufe sich im Eingangsbereich zur ehemaligen Schalterhalle der Post regelmässig eine Jugendszene zusammen. Der Leiter des Kulturzentrums, Refet Berzati, vermutet hinter den geworfenen Brandsätzen einen schlechten Scherz von übermütigen Jugendlichen oder von betrunkenen Olma- Heimkehrern. Vergleichbares habe das Zentrum jedenfalls bisher nicht erlebt. «Und Feinde haben wir keine», betont Berzati.
Hatten Glück im Unglück
Das Lokal sei zum Zeitpunkt der Tat leer gewesen, etwa zehn Personen hätten sich am Abend zuvor im Zentrum aufgehalten. Ganz auf die leichte Schulter nehmen mag er das Ereignis dennoch nicht: «Wir hatten Glück im Unglück.»