Das Neonazi-Treffen vom Wochenende im oberaargauischen Dürrenroth hat Konsequenzen: Der Gemeinderat will Mietgesuche für die Mehrzweckhalle künftig besser unter die Lupe nehmen.
Stefan Aerni
Die Dürrenrother Gemeindebehörden haben schnell reagiert: Nach dem glimpflich verlaufenen Neonazi-Treffen von Samstagnacht (BZ von gestern) sollen die Bedingungen für die Miete der Mehrzweckhalle verschärft werden. Gemeindepräsident Fritz Gerber (SVP): «Wir kommen nicht darum herum, die Gesuche künftig noch besser zu hinterfragen.»Er selbst war es, der Anfang August grünes Licht für ein «Rockkonzert» gegeben hatte, das sich jetzt als ein Rechtsradikalen-Anlass herausstellte. «Ich liess mich übertölpeln», gibt Gerber zu.Dabei gingen die Organisatoren allerdings nicht ohne Raffinesse ans Werk: Nach Informationen der BZ schoben sie als Gesuchsteller einen jungen Oberaargauer vor, der auf den ersten Blick nicht als Neonazi erkennbar ist. So sah der Dürrenrother Gemeindepräsident keinen Grund, das Gesuch abzulehnen.
«Angst und bang»
Tatsächlich erlebte das 1100-Seelen-Dorf am Samstag dann eine wahre Invasion von Glatzköpfen: Die meisten der 800 bis 1000 Besucher kamen aus anderen Kantonen oder sogar aus Deutschland. «Mir wurde angst und bang, als da plötzlich ganze Fahrzeugkonvois einfuhren», erinnert sich Gemeindepräsident Gerber. «Am meisten fürchtete ich, dass unser historischer Dorfkern von den Fremden beschädigt werden könnte.»Doch der Spuk verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle – auch dank der aufmerksamen Kantonspolizei. Die hatte nämlich Wind bekommen von dem Neonazi-Treffen und war mit einem starken Aufgebot präsent. Die Beamten beobachteten das Treiben aus Distanz, brauchten jedoch nicht einzugreifen, wie Polizeisprecher Bernard Kolly bestätigte.Das war am Wochenende nicht überall der Fall: Neben Dürrenroth kam es auch in Obergösgen, Effretikon, Willisau und im thurgauischen Homburg zu ähnlichen Rechtsradikalen-Treffen mit teilweise gewalttätigen Auseinandersetzungen. Dabei nahm die Polizei vorübergehend vier Skinheads fest.
Wie einst in Wiedlisbach
Trotz einer schlaflosen Nacht und Beinahe-«Herzbaragge» kann Dürrenroths Gemeindepräsident Fritz Gerber dem Zwischenfall auch etwas Gutes abgewinnen: «Das ist ein