Zwischen 70 und 100 Jugendliche
fs. Liestal, 25. April
Im gut 260 000 Einwohner zählenden Kanton Basel-Landschaft dürften gegenwärtig etwa 70 bis 100 Jugendliche und junge Erwachsene wohnen, die der rechtsextremistischen Szene zuzuordnen sind. Gemäss der kantonalen Polizei sind es zwischen 80 und 100, laut einem Grundlagenbericht lediglich 70 bis 75. Bei beiden Angaben handelt es sich um Schätzungen, wie an einer Medienkonferenz von Justiz-, Polizei- und Militärdirektor Andreas Koellreuter gesagt wurde. Der Grundlagenbericht über die Verbreitung des Rechtsextremismus unter Jugendlichen in Baselland ist von einer verwaltungsinternen Arbeitsgruppe, die der Regierungsrat nach einem Aufmarsch von Neonazis im vergangenen August in Liestal eingesetzt hatte, in Auftrag gegeben worden. Verfasst hat ihn Franz Kohler, diplomierter Sozialarbeiter und Inhaber einer Firma für Projektmanagement im Sozialwesen. Er hat vor anderthalb Jahren bereits ein analoges Gutachten über die Rechtsextremistenszene in Basel-Stadt erstellt.
Noch deutlicher als in der ersten Studie relativiert Kohler allerdings das auch hierzulande medial und politisch hochgespielte Phänomen des Rechtsextremismus. Eigentlich könne nicht mehr von Rechtsextremismus gesprochen werden, sondern von einem jugendlichen Phänomen, welches sich faschistischer, nationalsozialistischer Symbole bediene, um in adoleszentem Abgrenzungsverhalten zu provozieren und zur Schaffung einer eigenständigen Identität beizutragen. Eine rechtsextremistische Ideologie jedenfalls dürfte gegenwärtig bei Jugendlichen in Baselland eine untergeordnete Rolle spielen, folgert er nach Befragungen von – allerdings lediglich – 14 Personen, darunter zwei Skinheads.
Gemeinsame Strategie mit Stadtkanton
Im Moment scheint nach übereinstimmender Beobachtung von Kohler und der Polizei eher die Hooligan-Szene, insbesondere jene um den FC Basel, potenzielle jugendliche «Rechtsextremisten» anzuziehen. Die Baselbieter Regierung nimmt das Problem des Rechtsextremismus aber nach wie vor sehr ernst, sagte Justizdirektor Koellreuter. Angestrebt wird eine gemeinsame Strategie mit dem Nachbarkanton Basel-Stadt. Bis Mitte Jahr will die Arbeitsgruppe Massnahmen im Präventionsbereich ausarbeiten.
Neue Zürcher Zeitung, Ressort Inland, 26. April 2001, Nr.96, Seite 17