Die Polizei nahm in Affoltern 50 Personen fest – hauptsächlich Linke: Abgeführter Demonstrant
VON ADRIAN SCHULTHESS UND PETRA WESSALOWSKI
Affoltern ZH/Langenthal BE – Bei unbewilligten Demonstrationen rechts- und linksextremer Jugendlicher in Affoltern am Albis und Hedingen wurde gestern ein Zürcher Kantonspolizist schwer verletzt. Ein Demonstrant schlug dem Beamten mehrmals mit einer Hiebwaffe auf den Helm – so stark, dass der Polizist schwere Halswirbelverletzungen erlitt. Unklar ist, ob der Schläger dem links- oder rechtsradikalen Lager angehört. Aufgerufen zur Kundgebung in Affoltern am Albis hatte die «Aktion gegen rechte Gewalt». Anlass war das «Hammerfest», ein Treffen von Rechtsextremen, das Mitte August bei Affoltern stattgefunden hatte. Ziel der Autonomen war das Arche Pub, das als Treffpunkt von Neonazis gilt. Diese riefen zum Widerstand gegen die linken Demonstranten auf und forderten die Verteidigung ihrer «Stammkneipe», notfalls mit Gewalt.
Rund 200 Autonome besammelten sich gestern Nachmittag beim Bahnhof Affoltern. Dreimal stoppte die Polizei die teilweise vermummten Demonstranten und hinderte sie am Vorstossen zum Arche-Pub, wo sich rund 80 Neonazis aufhielten. Die Polizei habe sich mit den Neonazis darauf geeinigt, dass diese nicht angreifen würden, wenn die Linken vom Arche-Pub fern gehalten würden, sagte ein Polizeisprecher. Um 16 Uhr verlagerte sich das Geschehen nach Hedingen. Die Autonomen demolierten ein Polizeifahrzeug; die Polizei reagierte mit Gummischrotgeschossen und setzte einen Wasserwerfer ein. Wenig später tauchten Skinheads auf, die meisten mit Schlagstöcken bewaffnet. Zeitweise hatten sie den Bahnhof unter Kontrolle. Die Polizei nahm rund 50 Personen fest, laut Augenzeugen grösstenteils Linke. Bei einer Verhaftungsaktion kam es zur Schlägerei mit dem Beamten, der schwere Verletzungen erlitt. Bereits in der Nacht auf Samstag hatten Angehörige der rechten Szene in Langenthal mehrere Schlägereien provoziert und Sachschaden von mehreren Zehntausend Franken verursacht. Erstes Ziel der Skinheads war das Langenthaler autonome Kultur-Zentrum (LaKuZ) – wie schon über ein Dutzend Mal seit seiner Eröffnung im April 2001. Die Skins demolierten das Haus an der Farbgasse schwer; mit den LaKuZ-Mitgliedern lieferten sie sich gegen 22 Uhr zunächst verbale Auseinandersetzungen. Gegen zwei Uhr früh kam es dann zu einer Schlägerei.
Nach einem Verwüstungszug durchs Stadtzentrum griffen die rund 30 Rechtsextremen vor dem Spital eine Gruppe Türken an. Drei Personen erlitten leichte Verletzungen. Die Polizei nahm keine Verhaftungen vor. Für den Langenthaler Gemeinderat Walter Wüthrich ist nach den zahlreichen Übergriffen durch Skins das Mass nun voll: «Ich erwarte, das Polizei und Justiz etwas unternehmen.»