Newsnet: Die Aktion für eine Unabhängige und Neutrale Schweiz (Auns) ist am Samstag in Interlaken unter Polizeischutz ungestört verlaufen. Gastrednerin Frauke Petry gab ihrem Wunsch Ausdruck, dass «Deutschland mehr Schweiz brauche».
Deutschland brauche mehr Demokratie, forderte die Chefin der Alternative für Deutschland (AfD). «Sie in der Schweiz haben uns einiges an Demokratiekultur voraus».
Direkte Demokratie und Volksentscheide seien wichtig, denn das Selbstverständnis der Demokratie liege nicht auf dem Präsentierteller und müsse immer wieder erkämpft werden, führte Petry aus.
Ausser der AfD gebe es in Deutschland keine Oppositionsparteien mehr, so Petry. Der erzwungene Konsens müsse endlich aufgekündigt werden. «Es braucht wieder mehr Kontroverse».
Petry warb auch für ein Europa der freien Vaterländer. Es brauche die Anerkennung von Grenzen und Unterschieden. «Wenn man alle Farben mischt, bekommt man ein Graubraun, das niemand mag», sagte die AfD-Chefin.
«Gemeinsamkeit und Kooperation in Europa braucht keine EU-Mitgliedschaft», sagte Petry und erntete grossen Applaus.
Versammlung verlegt
Die Einladung Petrys durch die Auns hatte im Vorfeld heftige Kritik ausgelöst. Aus linksautonomen Kreisen in Bern gab es Drohungen, die Versammlung zu stören.
Die Auns entschied sich deshalb kurzfristig, ihre Versammlung aus Sicherheitsgründen von Bern nach Interlaken in den Jungfraupark (ehemals Mystery Park) zu verlegen.
Die Polizei war am Samstag mit einem grösseren Aufgebot in Interlaken vor Ort und schirmte das weitläufige Gelände ab. Auch im Innern des Versammlungsgebäudes waren Sicherheitskräfte im Einsatz. Ausserhalb des Jungfrauparks kam es jedoch zu keinen Ausschreitungen, wie die Berner Kantonspolizei auf Anfrage sagte.
Auns pocht auf Meinungsfreiheit
Auch die Versammlung selber verlief ohne Zwischenfälle. Sie stand ganz im Zeichen der Meinungsfreiheit, auf die sich führende Auns-Vertreter beriefen. Auns-Präsident, Nationalrat Lukas Reimann, eröffnete die Delegiertenversammlung mit einer kleinen, symbolischen Aktion. Mit einem schwarzen Sarg trugen Auns-Mitglieder die Meinungsfreiheit zu Grabe.
Es sei kein leichtes Unterfangen gewesen, innerhalb weniger Wochen einen neuen Versammlungsort zu wählen. Die Auns habe in der halben Schweiz gesucht, sei aber vielerorts abgeblitzt. All diese Leute machten sich zu Handlanger von Linken und Meinungsterroristen, sagte Reimann.
Reimann gab zu verstehen, dass die Auns nicht vor linken Gewalttätern gekuscht habe, indem sie die Veranstaltung ins Berner Oberland verlegt habe. Kapituliert habe vielmehr die linke Berner Stadtregierung.
Eine offene Gesellschaft müsse es aushalten, wenn Leute andere Meinungen äusserten – auch solche, die nicht genehm seien, führte Reimann aus. In der Vergangenheit hätten sich die Linken ihre Meinungsfreiheit erkämpfen müssen, heute seien sie die Meinungsunterdrücker.
Ein Phänomen, unter dem auch Petry und ihre AfD in Deutschland zu leiden hätten. Alt-Bundesrat Christoph Blocher zeigte sich am Rande der Veranstaltung deshalb erfreut, dass AfD-Chefin Petry in Interlaken spreche.
Eine Kooperation beispielsweise zwischen SVP und AfD schloss Blocher indessen aus, die Volkspartei konzentriere sich auf die Schweizer Politik. Petry wiederum warb in ihrer Ansprache für Allianzen im Kampf für gemeinsame Visionen.
Petry und ihre Partei haben in Deutschland jüngst grosse Wahlerfolge erzielt. Kritiker werfen der Gruppierung aber vor, sie grenze sich zu wenig von rechtsextremen Umtrieben ab.
«Ewig gestrige Euroturbos»
Aun-Präsident Reimann warnte vor den rund 800 AUNS-Mitgliedern in Interlaken schliesslich auch vor einer weiteren Annäherung der Schweiz an die EU.
Die «ewig gestrigen Euroturbos» hätten noch nicht bemerkt, dass die EU zum Scheitern verurteilt sei. Weil die Schweiz frei und unabhängig sei, könne sie besser handeln als die EU, die im Einheitsbrei und Bürokratiewahn untergehe.