Rechtsextreme wollen nationale Feiern und Feste für ihre Zwecke nutzen
Hans Stutz
LUZERN · «Wenn sie uns eben nicht mehr aufs Rütli lassen, dann gehen wir eben sonst wo hin.» So kommentiert ein Schreiber im Forum der Schweizer Hammerskins einen Aufruf der Ortsgruppe Willisau der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) zur Teilnahme an der Sempacher Schlachtfeier. Diese findet jeweils am letzten Samstag im Juni statt. Seit mehreren Jahren laufen Rechtsextremisten im offiziellen Festzug vom Städtchen zum Schlachtgelände mit und nehmen dort an der offiziellen Feier teil. Vor zwei Jahren waren es rund 120 gewesen, im vergangenen Jahr nur die Hälfte. Dieser Entwicklung gelte es, «Einhalt zu gebieten», steht im Aufruf weiter.
Urs Hangartner, Informationschef der Luzerner Staatskanzlei und der organisierenden kantonalen Kommission, befürchtet denn auch, dass dieses Jahr wieder mehr Rechtsextremisten an der Feier auftauchen. Doch die Organisatoren wollen ihre Haltung nicht ändern: «Jeder, der sich an die Regeln hält, darf am Festzug und an der Schlachtfeier teilnehmen.» Er gesteht allerdings auch ein, dass die Organisatoren vor zwei Jahren «Glück gehabt haben, dass keiner die Nerven verloren hat». Damals hatten sich gegen Ende der Feier rechtsextremistische Fahnenträger zu den offiziellen Delegationen zum Fahnengruss gestellt.
Hammerskins haben Luzerner Regierungsrätin im Visier
Wie auf dem Rütli wollen die Rechtsextremisten nur genehmen Rednern zuhören. Auch dieses Jahr werde «das Establishment» versuchen, «unsere Vorfahren zu diskreditieren», steht im Aufruf: «Wir werden das nicht ohne weiteres hinnehmen.» Diese Drohung richtet sich vor allem gegen die Luzerner SP-Regierungsrätin und Schultheissin Yvonne Schärli, die eine Kurzansprache halten wird. Man dürfe bei ihr «auf die Wortwahl» gespannt sein, schreibt ein Hammerskin.
In den zwei letzten Jahren haben die Rechtsextremisten am 9. Juli, dem eigentlichen Schlachtjahrestag, jeweils ihre eigene Feier abgehalten. Vergangenes Jahr hatten Luzerner Kantonspolizisten die Anwesenden aufgefordert, die Feier abzubrechen. «Für diese läppische Forderung», schreibt Pnos-Vorstandsmitglied Denise Friedrich in der Parteizeitschrift, «hatten wir nur ein müdes Lächeln übrig, und wir fuhren mit der Feier fort, indem wir lautstark die Nationalhymne sangen.» Die Polizei überprüfte später die Identität der Anwesenden, orientierte die Öffentlichkeit aber nicht.