Christine Brand, Bern
Sie sind in Scharen gekommen: Die Polizei schätzte die Zahl der Demonstranten am vierten Antifaschistischen Abendspaziergang am Samstagabend in Bern vorsichtig auf 2000. Die Veranstalter sprachen optimistisch von gegen 4000 Teilnehmenden. Gekommen sind sie schwarz vermummt und behelmt, aber auch punkig und schrill.
Unter die Jugendlichen mischte sich teilweise gar das gemeine Volk. Und die Manifestation blieb – zumindest bis Redaktionsschluss – friedlich. Die Botschaft zu Beginn der Kundgebung war klar. «Bierflaschen werfen ist Unsinn», mahnten die Veranstalter. Die «Bullen» würden nur darauf warten, dass Scheiben zu Bruch gingen und Spraydosen zum Einsatz kämen – damit sie Gewalt anwenden könnten. Darum werde dieses Mal darauf verzichtet.
Trotzdem wurde, für den Notfall, die Telefonnummer bekannt gegeben und von den Teilnehmenden umgehend ins Handy gespeichert, die im Falle einer Verhaftung angerufen werden konnte. So weit sollte es nicht kommen. Die organisierenden autonomen Gruppen verteilten Strassenkreiden. Und diese wurden tatsächlich anstelle der Spraydosen eifrig eingesetzt. Scheiben blieben ganz, Autos wurden nicht angerührt. Und die Botschaft, die an derartigen Kundgebungen immer öfter in den Hintergrund rückt, konnte für einmal vermittelt werden. «Den Bürgerlichen-rassistischen Konsens zerschlagen», stand auf einem Transparent. Mit ruhiger Predigerstimme votierte der Sprecher am Mikrophon gegen Faschismus, gegen das Vergessen von Auschwitz, gegen Sexismus, gegen Mackertum, gegen das System – und gar für den Feminismus.