Ausgerechnet Kerngruppe der Bewegung stellt «Abendspaziergänge» in Frage
rudolf gafner
Krise im linksautonomen Bündnis «Alle gegen Rechts» (BGR), das seit fünf Jahren die «Antifaschistischen Abendspaziergänge» in Bern organisiert: Niemand geringeres als die Gruppe Antifa Bern selbst stellt die Zukunft der Abendspaziergänge in Frage ? sie hat das BGR verlassen.
Die seit 1994 bestehende «Antifaschistische Aktion» (Antifa) kritisiert das 1999 gegründete Bündnis, in dem sie als Kerngruppe der Antifa-Bewegung selbst eine massgebliche Rolle gespielt hat. Der Abendspaziergang in heutiger Form sei «nicht mehr zwingend ein geeignetes Mittel», so die Antifa ? doch zeige das Bündnis «wenig Bereitschaft» zu einer Debatte über neue Aktionsformen. «Obwohl viel Kritik im Raum ist, wird beharrlich am ,bewährten? Konzept des Abendspaziergangs festgehalten» ? was wiederum in der Antifa-Gruppe selbst zu «Ermüdung und Motivationsverlust» geführt habe. Die Antifa wirft dem BGR zudem gewisse «Öffentlichkeitsscheu» vor, was umgekehrt die Antifa «immer öfter in Erklärungsnotstand gebracht» habe.
Und: Offenbar ist das von linksautonomen und anarchistischen Gruppen getragene Bündnis, das mehr als 3000 Jugendliche auf die Strasse zu bringen vermag, derzeit von inneren Konflikten gezeichnet ? wirft doch die Antifa in ihrer in der November-Ausgabe des Reitschul-Blatts «megafon» veröffentlichten Erklärung dem BGR zudem «grosse Skepsis bis hin zu Intoleranz gegenüber gewissen Gruppen der radikalen Linken» vor. «Diese engstirnige Haltung blockiert eine Verbreiterung und Öffnung», heisst es.Schon nach dem Abendspaziergang vom letzten März, bei dem es Scharmützel zwischen Polizei und Demonstrierenden gegeben hatte, meldete sich die Antifa kritisch zu Wort: Sie werde «auch nicht vor der Frage zurückschrecken, ob ein Abendspaziergang in dieser Art und Weise die geeignete Plattform für unsere Inhalte ist», erklärte sie.