Anonyme Hetzer giften

BernerZeitung

Mit einem anonymen Flugblatt hetzen Unbekannte gegen die neuen Bewohner des Durchgangsheim in Münchenbuchsee. Dort wohnen seit einigen Tagen «Asyl Suchende mit erhöhtem Betreuungsbedarf».

«Schade, dass wir so starten mussten», sagt Thomas Stucki vom Asylbewerberzentrum Münchenbuchsee, «wir wissen noch nicht, wie wir unsere Bewohnern informieren wollen». Wie «20 Minuten» berichtete, haben in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Unbekannte ein anonymes Flugblatt in die Briefkästen gesteckt. In einem Teil von Münchenbuchsees Haushaltungen landete ein Schreiben, das gegen das Durchgangsheim im Eggacher hetzt. Seit einigen Tagen wohnen dort «Asyl Suchende mit erhöhtem Betreuungsbedarf».

«Damit sind Personen zu erwarten, von denen man weiss, dass sie kriminell sind», schreiben die Flugblattverfasser. Sie weisen darauf hin, dass man das Asylbewerberheim Stafelalp durchsucht und zwei Bewohner festgenommen habe.

Angriff auf Walter Bandi

Jetzt, wo die Stafelalp-Bewohner in Münchenbuchsee seien, müsse man handeln: «Wenn man sie hier schon duldet, warum ist man nicht vorsichtiger», fragen sie und fordern mehr «Vorsicht und Sicherheitsmassnahmen». «Herr Bandi will das wohl nicht begreifen», schimpfen die Autoren und prangern damit Gemeindepräsident Walter Bandi an.

Dieser bleibt gelassen. «Wir werden auf diese anonymen Vorwürfe nicht reagieren», erklärt Bandi. Wer dahinterstecke, wisse er nicht. Münchenbuchsee litt früher unter Schlägereien zwischen Rechts- und Linksextremisten. «Seit einigen Jahren sind wir diese Probleme los», so Bandi. Er glaube nicht, dass mit dem Flugblatt die alten Schwierigkeiten wieder auftauchen würden.Seit zwölf Jahren nutzt das Schweizerische Rote Kreuz die Baracken neben der Autoverwertungsfirma Rupp als Asylunterkünfte. «Wir mussten zwar hin und wieder zum Rechten sehen», erinnert sich Bandi. Doch sei man mit diesen Leuten gut ausgekommen.In den letzten Tagen wechselten sowohl die Leitung wie auch die Betreuten. Nun logieren hier Leute mit psychischen und gesundheitlichen Problemen. Bisher waren diese Menschen auf der Stafelalp bei Wattenwil untergebracht. Dort ausziehen mussten sie, weil das Minimalzentrum auf dem Jaunpass geschlossen wird und deren Bewohner auf die Stafelalp zügeln.

«Keine Kriminellen»

Das Rote Kreuz ist zwar enttäuscht von der Flugblattaktion, will aber keine neuen Massnahmen anordnen. «Wir werden das Haus nicht zusätzlich schützen lassen», erklärt Rotkreuz-Mitarbeiterin Karin Mühlebach. Bereits heute werde das Heim rund um die Uhr betreut und regelmässig kontrolliert. Auch die Bevölkerung brauche sich nicht zu fürchten: «Hier wohnen keine Kriminellen», beteuert sie.Peter Steiger