Nach der durch Rechtsextreme angegriffenen Kundgebung vom Samstagabend stellen sich viele Fragen. Zwei sind in Gesprächen immer wieder aufgetaucht. Erstens: Warum kündigt die Juso ihre Kundgebung öffentlich an, wenn sie dann damit rechnen muss, das rechtsextreme Störer auftauchen? Zweitens: Warum sind die Rechtsextremen so «blöde» und beweisen ihre Existenz gleich selber? Hier sind meine Antworten darauf.
Warum macht ihr nicht eine Kundgebung einfach unter euren Kreisen, ohne dass es vorher in der Zeitung steht? Dies wurde ich am Samstagabend nach dem Angriff gefragt. Die Antworten sind einfach: Es muss einfach möglich sein, im Glarnerland etwas Friedliches zu organisieren! Wir dürfen doch Gewalt nicht nachgeben, dadurch würden wir diese indirekt rechtfertigen. Vor allem ist es aber so, dass die Leute um die Juso doch wissen, das Rechtsextremismus ein Problem ist. Wir sind selbst jung, im Glarnerland unterwegs und damit konfrontiert, zum Beispiel im Ausgang.
Was wir daher versuchen, ist, durch Aktionen wie diese Kundgebung mit Konzert aufzurütteln. Wir wollen eine Botschaft an die breite Bevölkerung weitergeben: «Viele haben Angst im Glarnerland, wir fühlen uns bedroht. Zeigt Zivilcourage und stellt euch gegen diese rechtsextreme Ideologie. Wenn ihr Chefs seid, sprecht mit euren rechtsextremen Angestellten und sagt ihnen, dass ihr ihre Haltung nicht toleriert, wenn ihr Eltern seid, mit euren Kindern, wenn ihr Nachbarn seid, mit euren Nachbarn, wenn ihr Politiker seid, sagt es in eurer Partei, sagt es öffentlich, im Landrat, im Regierungsrat, an der Gemeindeversammlung.» Erfahrungen in anderen Gebieten der Schweiz haben gezeigt, dass es nur möglich ist, eine Ausbreitung des gefährlichen rechtsextremen Gedankengutes zu verhindern, wenn sich die ganze Bevölkerung öffentlich und laut dagegen stellt.
Warum beweisen die Rechtsextremen ihre Existenz gleich selber? So blöde, wie dies erscheinen könnte, ist es nicht. Sie haben eine perfide Doppelstrategie entwickelt, die bereits bei der Störung der Kundgebung auf dem Rathausplatz zum Einsatz kam. An normalen Tagen machen Glarner Rechtsextreme massiv Probleme, dies bekommt aber kaum jemand mit. Für den Angriff auf unsere Kundgebung holen sie dann Verstärkung aus der halben Schweiz. Die Ausserkantonalen werden an die «öffentliche» Front geschickt, Autos aus andere Kantonen werden verwendet, während sich die Glarner eher im Hintergrund halten. Mit dieser Strategie können sie einerseits eine bewilligte, friedliche Kundgebung angreifen und anderseits in den Medien und bei den Behörden und somit in der Bevölkerung den Anschein erwecken, es handle sich um ein «importiertes» Problem.
Besonders gefährlich: Im Hintergrund agieren die Rechtsextremen weiter und «verzööchten», vor allem im Hinterland, immer mehr Jugendliche mit ihren Ideen von der Überlegenheit der «weissen Rasse», Gewalt und Hass. Dagegen muss man einfach aufstehen, ich persönlich kann bei so etwas nicht untätig zusehen, ich hoffe, Sie auch nicht!