Absage für Skinhead-Party

NeueLuzernerZeitung

Absage für Skinhead-Party

Am Samstag sollte in Neuenkirch wieder eine Hammerskin-Party steigen. Der Raumvermieter zieht kurzfristig die Notbremse.

Von Hans R. Wüst

Das Chalet Pilatus ist ein topausgerüsteter Partyraum auf dem kleinen Bauernhof Lohn von Peter Vogel ausserhalb von Neuenkirch, leicht erreichbar ab der Hellbühlerstrasse. In den letzten Jahren haben Schweizer Hammerskins hier jeweils kurz vor dem 1. August mit einer Party den Nationalfeiertag gefeiert. Letztmals am 30. Juli 2005, als die Schweizer Nazi-Rock-Bands Indiziert und Dissens hier vor rund 100 Rechtsradikalen auftraten.

Am kommenden Samstag, 29. Juli, sollte im Chalet Pilatus die nächste Hammerskin-Party über die Bühne gehen. Daraus wird nun aber nichts, wie Landwirt und Partyraum-Vermieter Peter Vogel auf Anfrage erklärt: «Wir werden den Anlass nach Rücksprache mit der Polizei absagen.»

Er habe gegen niemanden Vorurteile und vermiete den Partyraum grundsätzlich an alle, die sich an die Regeln halten und die Miete bezahlen würden, sagt Peter Vogel. Das gelte für Rechtsradikale ebenso wie für Ausländer.

Medienrummel befürchtet

Die bisherigen Hammerskin-Partys seien immer problemlos und friedlich verlaufen, sodass es für ihn vorerst keinen Grund gegeben habe, den Raum nicht auch in diesem Jahr zu vermieten. Dann sei er aber von der Kantonspolizei kontaktiert worden. Diese habe ihm geraten, auf eine Vermietung zu verzichten. «Mir ist nicht mehr ganz wohl bei der Sache», sagt Vogel und begründet die kurzfristige Absage unter anderem auch mit dem sich abzeichnenden Medienrummel. Diesen hat die Antifa Bern mit einer Medienmitteilung angezettelt. Darin wird Vogel aufgefordert, seinen Partyraum rechtsextremen Gästen nicht zur Verfügung zu stellen. Von den Luzerner Behörden erwartet die antifaschistische Organisation ebenfalls, dass sie dieses «Fest für die rassistischen und menschenverachtenden Hammerskins» nicht tolerieren.

Beat Hensler, Kommandant der Kantonspolizei Luzern, bestätigt, dass man Peter Vogel auf die Medienmitteilung der Antifa und die möglicherweise daraus resultierenden Folgen aufmerksam gemacht habe. «Wenn es sich um einen eindeutig rechtsextremen Anlass handelt, raten wir von einer Raumvermietung ab», sagt Hensler. Eine rechtliche Handhabe, solche Anlässe zu verbieten, habe man aber nicht, solange keine strafrechtlichen Handlungen vorliegen. Laut Hensler hat die Polizei die bisherigen Partys in Neuenkirch immer beobachtet, dabei aber keine Verstösse festgestellt. Froh über die Absage ist man auch beim Gemeinderat Neuenkirch: «Wir haben auf diesen Entscheid aber keinen direkten Einfluss genommen», sagt Gemeinderat Josef Stalder.

An einem andern Ort?

Ob die Hammerskin-Party an einem anderen Ort stattfindet, liess sich gestern nicht in Erfahrung bringen. Erstens war der Festorganisator, der Sempacher Thomas Wermelinger, bis gestern Nachmittag vom Raumvermieter über die Absage noch nicht informiert worden. Zweitens sei er nicht zu sprechen, liess seine Frau am Telefon verlauten. Die Polizei ihrerseits hat keine Kenntnis von alternativen Feststandorten.

Vorsicht geboten

Ende 2005 hat Regierungsrätin Yvonne Schärli die Gemeindebehörden im Schreiben «Stopp dem Rechtsextremismus» aufgefordert, bei der Vermietung von Lokalen und Sälen wachsam zu sein und Vorsicht walten zu lassen. Einige Empfehlungen:

· Fragen Sie jeweils nach, um was für einen Anlass es sich handelt.

· Erfolgt die Miete durch eine Ihnen unbekannte Drittperson, klären Sie ab, welchen Bezug sie zu Ihrer Gemeinde hat und weshalb sie gerade diesen Standort wählt.

· Bringen Sie in Erfahrung, wer genau der Organisator ist.

· Treffen Sie bei Unklarheiten Abklärungen bei der Polizei.