Blick.
Eine italienische Spezialeinheit entdeckte im Hangar des Tessiners Antonio M.* (42) aus Bissone TI eine fast vier Meter lange Mittelstreckenrakete. Sie sollte für eine halbe Million Franken auf dem Schwarzmarkt den Besitzer wechseln.
Die Idylle am Sonnenhang von Bissone TI ist getrübt. In einem der adretten Häuschen mit Blick auf den Luganersee ist Antonio M. * (42) gemeldet. Was niemand in der Via San Nicolao bislang ahnte: Der Tessiner ist ein Neonazi und tief in den Waffenhandel verstrickt.
In einem Hangar in Norditalien hortet er Kriegsgerät. Sogar eine ausgewachsene französische Mittelstreckenrakete der Marke Matra S530 hat er an Lager. Die 3,54 Meter lange und 245 Kilo schwere Luft-Luft-Rakete stammt aus Katar. Sie soll an Extremisten, die in der ukrainischen Donbass-Region kämpfen, verkauft werden. Wunschpreis: 500’000 Franken.
Doch im Morgengrauen platzt die Bombe: Spezialeinheiten der Turiner Polizei stürmen die Wohnung eines italienischen Komplizen des Tessiners in Gallarate (I). Sie finden unter dessen Bett diverse Maschinen- und Sturmgewehre, Pistolen, Bajonette und über 800 Patronen. Die Waffen stammen vor allem aus Österreich, Deutschland und den USA.
Rakete war funktionstüchtig
Im Anschluss fahren die Beamten zum Flugplatz von Rivanazzano Terme bei Voghera (I), wo Antonio M. einen Hangar besitzt. Die Beamten brechen das Tor auf. Neben der funktionstüchtigen S530 finden die Polizisten unzählige Kartons mit allerlei Schusswaffen, Hakenkreuzen, Stahlhelmen, Schildern aus dem Dritten Reich, die sich in zehn Meter hohen Regalen stapeln, berichtet «La Provincia Pavese».
Der Tessiner und ein weiterer italienischer Komplize (51) werden in Italien festgenommen. Sie stehen unter Hausarrest. Ihnen wird unter anderem der unerlaubte Besitz und Handel mit einer Rakete vorgeworfen.
Die Neonazi-Bande ist bereits seit Juli 2018 im Visier der Ermittler. In Lauschaktionen verfolgte die Polizei Verhandlungen mit italienischen Extremisten, die sich Kampftruppen in der Ukraine angeschlossen haben. Sie stiessen auf Antonio M.s Komplize Francesco B.* (60), der den Verkauf der Rakete vermitteln und bis zu zehn Prozent des Preises kassieren wollte.
Antonio M. hat nie Miete im Tessiner Haus gezahlt
Antonio M. habe man nicht gekannt, sagen unterdessen die Nachbarn in der Via San Nicolao in Bissone. Der Schweizer habe im Januar 2018 ein Ferienhäuschen gemietet. Doch er sei nie da gewesen. Auch die Miete habe er nie gezahlt, so die Vermieterin, die nicht genannt werden möchte. «Als ich hörte, dass er ein Waffenhändler ist, war ich fassungslos», sagt die Frau zu BLICK.
Und noch etwas beunruhigt die Nachbarschaft: Mitte Juni fanden Schulkinder am Ende ihrer Sackgasse, nur wenige Hundert Meter von Antonio M.s Adresse entfernt, eine Plastiktüte mit einem Maschinengewehr und Munition. Versteckte der Tessiner auch Waffen in der Schweiz?
Während Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln, weiss Matteo Salvini (46) schon, gegen wen die Rakete gerichtet werden sollte. Während seines Besuchs in Genua (I) erklärte der Innenminister: «Die Neonazis hatten ein Attentat gegen mich vor.» Er habe der Polizei die Hinweise geliefert.
* Namen geändert