Fühlen sich Neonazis vom Militär angezogen? Dazu kann ich keine generelle Aussage machen. Ich hörte schon von Rechtsextremen, die vieles unternommen haben, um nicht in die Armee einrücken zu müssen.
Kommen nationalsozialistisch geprägte Zwischenfälle im Militär oft vor? Zwischenfälle, die an die Öffentlichkeit kommen, sind selten.
Dann gibt es viele Fälle, die nicht öffentlich werden? Das kann man so nicht sagen. Es gibt keine Hinweise auf die Grösse der Dunkelziffer. Allerdings werden die offiziellen Zahlen von der Armee selbst herausgegeben und haben daher keine grosse Aussagekraft.
Das heisst, das Militär hält die Zahlen unter dem Deckel? Die Frage ist, ob die Fälle überhaupt zur Kenntnis genommen werden. Auffällig ist, dass rechtsextremistische oder rassistische Vorfälle in der Armee meist erst durch Medienberichte zu einem Thema für die militärischen Vorgesetzten werden. Die Sensibilität der Führungspersonen für Rechtsextremismus scheint mir im Moment nicht besonders gut entwickelt.
Vor zwei Jahren musste sich aber ein Tessiner Neonazi vor Bundesgericht den Zugang zur Armee erstreiten. Vor allem unter Christophe Keckeis reagierte die Armee sensibel auf Rechtsextreme in ihren Reihen. Einem Exponenten der rechtsextremen Partei PNOS beispielsweise wurde eine Karriere in der Armee verwehrt, gestützt auf einen Erlass von Keckeis. Diese Sensibilität scheint mir wieder verloren gegangen zu sein.
Das Militär hat aber eigens eine Fachstelle für Extremismus eingerichtet. Bewirkt sie nichts? Die Fachstelle hat keine Entscheidungskompetenz. Diese liegt bei den Kommandanten.
Ist das Militär ein guter Nährboden für Neonazis? Jein. Grundsätzlich ist die männliche Bevölkerung im Militär ziemlich respräsentativ abgebildet. Mit einem leichten Hang nach rechts, weil linke Männer sich eher vom Militärdienst befreien wollen.
Trauen sich die Neonazis nach der Trump-Wahl vermehrt, sich zu outen? Rechtsaussen aller Schattierungen fühlen sich zurzeit bestärkt. Neonazis hingegen verweisen selten auf Trump. Sie finden zwar gut, dass ein nationalistischer Rechter Präsident geworden ist. Aber sie misstrauen ihm als Kapitalist, und sie halten wenig von seiner ausgesprochen Israel-freundlichen Politik. (DerBund.ch/Newsnet)
Erstellt: 23.01.2017, 17:21 Uhr