Montag, 16. Januar 2017, 20:03 Uhr
Samuel Althof
Der psychologische Berater und Psychiatriepfleger leitet die private Fachstelle für Extremismus- und Gewaltprävention Fexx, die aus der «Aktion Kinder des Holocaust» hervorgegangen ist. Seit fast 20 Jahren berät er Personen aus den linken, rechten und religiösen Extremismusszenen.
Wird die Pnos überbewertet?
Die Pnos wird als eine sehr gefährliche, rechtsextreme Neonazi-Bewegung wahrgenommen. In Tat und Wahrheit handelt es sich aber nur um eine kleine Gruppierung, deren harter Kern wohl auf 50 bis 60 Personen beschränkt ist. Es ist also nicht davon auszugehen, dass sie unser Land strukturell gefährden könnte – punktuell aber schon. Das ist ein sehr grosser Unterschied. Einzelne Mitglieder der Gruppierung könnten gewalttätig werden – punktuell, und nicht im Sinne einer Gewaltprogrammatik wie bei Linksextremen.
Die Partei sei ein einziger, kontinuierlicher Misserfolg, sagten Sie in einem Interview. Warum?
Die Pnos hat weder in einem kantonalen oder regionalen, noch in einem Dorfparlament mehr als einen Vertreter. Sie hat also keinerlei politische Relevanz und wird sie wohl auch nie bekommen. Wo sie auftritt, bewirkt die Pnos Unruhe und Ängste, indem sie historische Doppelbilder evoziert, die wir mit dem Nationalsozialismus verbinden.
Wie müsste man mit dieser Gruppierung umgehen – sie ignorieren?
Das wäre nicht der richtige Weg. Es ist wichtig, klar, unaufgeregt und sachlich zu erklären, was da wirklich los ist. Man muss aufzeigen, dass die Pnos eine rechtsextreme Partei ist, die andere Menschen aus unserer Gesellschaft ausschliessen will. Die Gefahr, die von ihr ausgeht, soll im Verhältnis zu ihrer Grösse dargestellt werden. So werden die erschreckenden Bilder, die Ängste in uns hervorrufen, auf den Boden der Realität gestellt. Von der Angst befreit, können wir uns dann auch als aktive Bürger gegen Rechtsextremismus stellen.
· Veranstalter von Pnos-Konzert angezeigt
· Der oberste Polizeidirektor im Gespräch
· Wie gross ist die Pnos?
Warum veranstaltet die Pnos Konzerte?
Sie sammelt mit diesen Konzerten Geld, um einen Kristallisationspunkt für Rechtsextreme – sie nennen das Parteihaus – aufbauen zu können. Das wäre dann tatsächlich ein gefährlicher Moment, wie Beispiele in Schweden und Ost-Deutschland zeigen. Es kann zu wüsten Szenen kommen – auch mit der linksextremen Szene–, und das ist gefährlich. Aber ein Konzert ist nicht wirklich ein idealer Vernetzungspunkt für parteipolitische Programme. Dort wird eine Szene und eine Kultur gelebt, die nicht dazu dienen kann, politische Instrumente zu entwickeln.
Wir müssten uns also dann Sorgen machen, wenn es der Pnos gelänge, ein Parteihaus zu finden?
Genau. Das wäre in Tat und Wahrheit ein sehr gefährlicher Moment, weil so ein Ort eine Ausstrahlung in die gesamte rechtsextreme Szene Europas hätte.
Das Gespräch führte Andrea Christen.