St. Galler Tagblatt: Kommentar
Besucher, wie sie am Samstag in Unterwasser einfielen, können der Tourismusregion Toggenburg gestohlen bleiben. Veranstaltungsort des grössten Neonazi-Treffens in der Schweiz gewesen zu sein, taugt nicht für einen Ferien-Werbespot.
Haben die Gemeinde und die Polizei – die Kenntnis von einem geplanten Konzert hatten – geschlafen? Der Gemeindepräsident gesteht eine gewisse Naivität ein. Richtig ist wohl auch die Einschätzung, dass ein Konzertabbruch nicht sinnvoll war. Bei über 5000 Besuchern, denen Gewaltanwendung nicht fern liegt, wären dafür Hundertschaften an Polizei nötig gewesen. Eine Eskalation hätte für das Dorf weit unangenehmere Folgen haben können als der geistige Unrat, der in der Tennishalle ausgeleert wurde.
Dennoch: Die Polizei hat gewusst, dass im Grossraum Bodensee ein Neonazi-Konzert angesagt war. Von früheren Anlässen ist bekannt, dass die unappetitliche Gesellschaft dafür gern Orte in der Ostschweiz auswählt. Da ist es schwer verständlich, wie derart viele Rechtsextreme angeblich unbemerkt und offensichtlich unbehelligt einreisen konnten. Und warum sich die Polizei mit der Beobachtung ausserhalb der Halle begnügte, statt auch im Konzertsaal Präsenz zu demonstrieren. Die Schweiz darf nicht zum Treffpunkt der extremen Rechten werden, weil die zuständigen Stellen ganz einfach froh sind, wenn nichts passiert. In Unterwasser hat kein Privatanlass stattgefunden.