20 minuten online: Rapper Stress veröffentlichte auf seinem Facebook-Profil einen Post und ruft dazu auf, den antisemitischen Komiker Dieudonné zu unterstützen. Die Verwunderung ist gross.
«Dieudonné in Nyon 3., 4. & 5. Februar. Théâtre de Marens! Unterstützt die freie Meinungsäusserung!!!», postete Rapper Stress (36) auf seinem Facebookprofil. Das Recht auf Meinungsfreiheit in Verbindung mit dem Hass-Komiker Dieudonné zu bringen, ist problematisch. Dieser ist nämlich ein notorischer Antisemit. Letzte Woche hat das oberste französische Verwaltungsgericht den Komiker mit einem Auftrittsverbot in Frankreich belegt. (20 Minuten berichtete) Dieudonné macht aus seiner Abneigung gegen Juden kein Geheimnis. Er steht in persönlichem Kontakt zu Holocaustleugnern, seine Bühnenshows sind stark judenfeindlich geprägt und für seinen sogenannten «Quenelle-Gruss», einen «umkehrten Hitlergruss» wurde er weltweit bekannt. Für verschiedene antisemitische Äusserungen wurde der Franzose mit afrikanischen Wurzeln mehrfach verurteilt. In der Schweiz darf der 47-Jährige jedoch auftreten. Im Februar wird er in Nyon an drei Abenden auf der Bühne stehen.
Experten sind über die Aussage irritiert
Der Aufruf von Rapper Stress wirkt im Licht der aktuellen Kontroverse um den Komiker besonders problematisch. PR-Beraten Klaus J. Stöhlker erkennt hinter der Aktion Kalkül: «Stress scheint zu merken, dass er nicht mehr gefragt ist, und versucht, sich durch diesen hilflosen Versuch wieder ins Gespräch zu bringen. Die Aktion wird ihm unter dem Strich mehr helfen als schaden.» Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes, ist über die Aussage des Schweizer Musikers verwundert: «Für die freie Meinungsäusserung darf man immer eintreten. Aber wir sind irritiert, dass der Rapper Stress, der sich immer gegen Rassismus einsetzt, sich nun für die antisemitischen Shows von Dieudonné starkmacht.» Das SRF als Arbeitgeber des Rappers (er sitzt in der Jury von «The Voice of Switzerland») sieht im Post von Stress kein Problem. Bernard Strapp, Mediensprecher vom SRF sagt gegenüber 20 Minuten: «Es gibt für SRF keinen Anlass, an der Integrität von Stress zu zweifeln, ihm wurde im Jahr 2009 ein Preis verliehen für sein Engagement gegen Fremdenhass und Antisemitismus.»
Stress, der mit bürgerlichem Namen Andres Andrekson heisst, geht gegenüber 20 Minuten auf Fragen zu Dieudonné nicht ein und sagt lediglich: «Ich habe mich immer für Meinungsfreiheit eingesetzt, gerade in der Kunst. Mein Engagement im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus ist ausserdem allgemein bekannt.»