Die Zürcher Sektion der PNOS fiel in den ersten Jahren nicht gerade durch Aktivismus auf. Im Gegenteil, die ursprünglich als Infoportal gegründete Sektion wies lediglich einige Vorstandswechsel von zumeist unbekannten Personen sowie ein paar Handvoll selbst gestrickter Texte auf. Mittlerweile gehört sie aber zu den aktiveren Sektionen der Partei.
Als Verantwortlicher für das Infoportal Zürich amtete bei dessen erstmaliger Aufschaltung im Juni 2010 der bis dahin unbekannte Jürg Vollenweider. Dieser trat in der Folge als Redner am alljährlichen Rütli-Aufmarsch der PNOS auf und nahm an einigen szeneinternen Aufmärschen wie beispielsweise der Schlachtfeier Sempach teil. Vollenweider betreute zudem zeitweise das Schweizer «Zentralsekretariat» der Europäischen Aktion – einem Zusammenschluss europäischer Neurechter unter der Führung des PNOS-Vordenkers Bernhard Schaub. Ansonsten blieb es um die Person Vollenweider und um das Infoportal jedoch ruhig.
Strippenzieher im Hintergrund
Nach dem Rückzug Vollenweiders wechselten die Verantwortlichen mehrere Male, ohne dass jedoch mehr Aktivitäten wahrzunehmen gewesen wären. Erst ab Ende 2014 fanden wieder kleinere Aktionen der Zürcher PNOS-Sektion statt: Im Winter 2014 und im Herbst 2015 wurden je ein Transparent in der Stadt Zürich aufgehängt – eines gegen die im Kreis III wohnhafte Stadtpräsidentin Corinne Mauch, das andere gegen Integrationskurse für Flüchtlinge. An beiden Aktionen war auch Sandro Niederhauser aus Dällikon ZH beteiligt.
Niederhauser, welcher auch gerne mal mit Hakenkreuz-Fahne oder Hitlergruss posiert, ist seit mehreren Jahren aktives PNOS-Mitglied. Gemeinsam mit seinem Glarner Kameraden Dominik Altmann und dem Basler Philippe Eglin zeichnete er für den im Februar 2014 durchgeführten, unbewilligten Fackelmarsch maskierter Neonazis durch Solothurn verantwortlich.
Spätestens Anfang 2016 übernahm Niederhauser übergangsweise (und inoffiziell) die Leitung der Zürcher PNOS-Sektion. Er bemühte sich fortan, über Stammtische und Transpiaktionen sowie über die Kantonsgrenzen hinaus gehende Aktivitäten zu entwickeln. Gemeinsam mit Dominik Altmann organisierte er beispielsweise am 13. Februar 2016 ein Kampfsportseminar mit Denis Nikitin. Nikitin ist ein russischer Neonazi und Inhaber der Bekleidungsmarke White Rex. Er unterhält Kontakte zu rechten Strukturen in ganz Europa und strickt an einem Netzwerk neonazistischer Kampfsportler. Am 11. Februar 2017 fand ein weiteres «Selbstverteidigungsseminar» mit dem umtriebigen Russen statt. Wie schon beim ersten Lehrgang reisten PNOS-Mitglieder aus der ganzen Schweiz an. Tags darauf organisierte Niederhauser im Schaffhauser Durachtal ein als «russischer Kulturtag» verklärtes Konzert mit einem rechten Liedermacher aus Russland.
Neue Aushängeschilder
An einem PNOS-Stammtisch am 17. März 2017 wurden die bis dato unbekannte Jasmin Maeder als neue Sektionsleiterin und der Hinwiler Bodybuilder und Buschauffeur Raphael Rotzer als ihr Stellvertreter bestimmt. Rotzer machte daraufhin Schlagzeilen, da er gleichzeitig eine Sektion der Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) präsidierte. Nach Bekanntwerden seiner Gesinnung musste er von diesem Amt zurücktreten. Es kann davon ausgegangen werden, dass der öffentlichkeitsscheue Niederhauser weiterhin den Kurs der Zürcher PNOS-Sektion bestimmt. Nimmt er doch seit mehr als zwei Jahren an nationalen Parteivorstandstreffen teil, ohne jemals offiziell ein Funktion bei der PNOS übernommen zu haben.