Solothurner Zeitung: Nationalratswahlen I · Die meisten Wähler holt die Volkspartei im Bezirk Thierstein
Mit der SP, der FDP und der SVP legen drei Parteien im Kanton Solothurn bei den Nationalratswahlen in der Gunst der Wähler zu. Während sich Sozialdemokraten und Freisinnige aber nach hohen Einbussen bei vergangenen Wahlgängen langsam erholen, knüpft die SVP an ihre bisherigen Erfolge an. Nach einem Dämpfer vor vier Jahren zeigt die Kurve wieder nach oben – und erreicht mit einem Wähleranteil von 28,8 Prozent die bisherige Höchstmarke (2011: 24,3 Prozent). Einzig die FDP kam seinerzeit im Kanton Solothurn auf solche –und noch bessere – Ergebnisse. Mitte der 80er-Jahre lag der freisinnige Wähleranteil bei über 35 Prozent.
Während die SP zu einem guten Teil von den Verlusten der Grünen profitiert, haben die FDP und vor allem die SVP der Mitte Wähler abspenstig gemacht. Zusammen haben CVP, BDP, GLP und die EVP knapp 6 Prozent eingebüsst. Ein Blick auf die Bezirksergebnisse zeigt, dass die Volkspartei in allen Regionen zugelegt hat. Am meisten im ländlichen Bezirk Thierstein, einstige Stammlande der CVP und auch der FDP. Bereits vor vier Jahren kam die Volkspartei hier auf 24,4 Prozent. Am Wahlsonntag erzielte die SVP mit ihren vier Listen gar 35,7 Prozent.
Auch die FDP verliert an die SVP
Ein solcher Wählerzuwachs im Bezirk Thierstein von über elf Prozent lässt sich nicht mit den Verlusten der Mitte allein erklären. Diese fallen hier nämlich nicht ausgeprägter aus als im Durchschnitt des Kantons. Die CVP etwa kommt hier neu auf immerhin noch 18,1 Prozent – «nur» um 3,4 Prozent weniger als noch 2011. Der Erfolg im Thierstein ist insbesondere auch auf den «Höhenflug» des frisch gewählten SVP-Nationalrats Christian Imark (Fehren) zurückzuführen. Der 33-Jährige dürfte gerade in «seinem» Bezirk weit über die Parteigrenzen hinaus Stimmen geholt haben. Vor allem auch bei den Freisinnigen, die im Unterschied zu anderen Regionen hier an Stimmen einbüssten. Kam die FDP im Jahr 2011 auf einen Wähleranteil von 27,4 Prozent, liegt sie neu bei 24,9 Prozent. Ebenfalls gegenläufig zum kantonalen Ergebnis stagniert hier die SP – trotz Verlusten der Grünen. In seiner Wohngemeinde Fehren klettert der Wähleranteil der SVP gar auf 44 Prozent (2011: 29,7 Prozent). Die Gemeinde mit dem kantonsweit höchsten Stimmenanteil der Volkspartei ist die Thiersteiner Gemeinde Zullwil mit 44,4 Prozent (2011: 32,1 Prozent).
Hinter dem Bezirk Thierstein erzielte die SVP ihr zweitbestes Ergebnis im Gäu, wo sie neu auf 34,2 Prozent kommt. Gegenüber 2011 legte die Partei damit um 5,7 Prozent zu, womit der Zuwachs auch hier über dem kantonalen Durchschnitt von 4,5 Prozent liegt. Auch hier muss die SVP weit in die bürgerliche Mitte Stimmen geholt haben, ganz besonders in Härkingen, wo sich die Partei einen Stimmenanteil von 43,4 Prozent sichert (2011: 31,5 Prozent). Auf einen SVP-Wähleranteil von über 30 Prozent kommen weiter die Bezirke Thal (33,3 Prozent) und Gösgen (31,9 Prozent). Mit einem Plus von 5,1 Prozent (Gösgen) und 4,1 Prozent (Thal) liegen die Erfolge der Partei damit im kantonalen Durchschnitt.
Günsberg – eine SVP-Hochburg
Im oberen Kantonsteil kommt die Volkspartei zwar in keinem Bezirk auf einen Wähleranteil von 30 Prozent und darüber, der Wählerzuwachs ist aber auch hier beachtlich. Im Unterschied zu den einstigen Hochburgen der FDP und der CVP im unteren Kantonsteil, legt die Partei hier besonders in den den immer noch stark industrialisierten Gebieten weiter zu. Im Bezirk Lebern kommt die SVP neu auf 29 Prozent (2011: 25,9 Prozent). Auffallend ist hier etwa das Ergebnis von Grenchen, wo die Partei einen Wähleranteil von 32,9 Prozent erreicht, ähnliche Anteile weisen auch die Gemeinden Bellach und Bettlach auf, noch höher liegt der Anteil in Selzach (33,3 Prozent). Zu den Gemeinden mit dem höchsten SVP-Wähleranteil im oberen Kantonsteil gehört Günsberg (37,5 Prozent). Die traditionell freisinnige Gemeinde machte vor rund zehn Jahren bereits Furore, als ein Mitglied der rechtsextremen Partei Pnos für eine gewisse Zeit im Gemeinderat sass.
Auf Platz zwei liegen mit 27,7 Prozent gleich zwei Bezirke, das industrialisierte Wasseramt (2011: 24,2 Prozent) und der freisinnig geprägte Bucheggberg (2011: 24,5 Prozent). Die Wasserämter Gemeinde Obergerlafingen erreicht mit 38,6 Prozent den höchsten Wähleranteil im oberen Kantonsteil, dicht gefolgt von Kriegstetten (36,4 Prozent). Im Bezirk Bucheggberg erstaunt das Ergebnis von Messen. Die Gemeinde der freisinnigen Ständerats- und Nationalratskandidatin Marianne Meister erzielte am Wahlsonntag einen SVP-Wähleranteil von 31,6 Prozent (2011: 25,5 Prozent).