Frischer Wind auf dem Rütli

Bote der Urschweiz: Uri Mike McCardell startet seine erste Saison als Pächter auf dem Rütli. Er sagt: «Das Rütli soll kein politischer Ort sein.»

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Jetzt zieht ein schweizerisch-amerikanischer Doppelbürger die Fäden auf dem Rütli. Mike McCardell heisst der neue Pächter. Gestern Karfreitag startete er in seine erste Saison – und der 35-Jährige redet über sein Konzept, seine Ziele und seine Haltung zur geschichtsträchtigsten Schweizer Wiese. «Ich will, dass jeder meiner Gäste das Rütli mit einem Lächeln im Gesicht verlässt», sagt er. Um das zu erreichen, erfindet McCardell das Rad nicht neu. Gekocht werden typisch schweizerische Gerichte mit regionalen Produkten. Auf der Karte steht beispielsweise auch ein klassischer Wurst-Käse-Salat.

«Kritik gibt es immer»

Der neue Rütli-Pächter erhielt wegen seiner Doppelbürgerschaft vereinzelte negative Rückmeldungen. Doch das nimmt er gelassen. «Kritik gibt es immer. Vorwiegend waren die Reaktionen positiv», betont er. «Ich bin in der Schweiz aufgewachsen, habe hier die Lehre gemacht und bin Absolvent der Rekrutenschule.» McCardell hält Schottische Hochlandrinder, die bald auf dem Rütli grasen. Die Tiere stammen aus dem elterlichen Betrieb in Kerns. «Es stellt sich nicht die Frage, ob die Rinder aufs Rütli passen. Die Herde war schon vorher da. Sie wurde nicht bewusst für meine Tätigkeit auf dem Rütli angeschafft.»

Zurückhaltend äussert sich McCardell zur politischen Funktion des Rütlis. Wohl auch, weil der Ort mehrmals von rechtsextremen Chaoten missbraucht worden ist. «Das Rütli soll kein politischer Ort sein. Politisieren kann man überall», so McCardell. «Bei uns sollen Besucher die Natur geniessen, die Berge und den See.»

Smartphone-App fürs Rütli

Neben dem Pächter gibt es auf dem Rütli demnächst weitere Neuerungen. Ab diesem Sommer finden jährlich Ausstellungen statt. Die erste startet am 5. Juni und behandelt die Themen Identität und Rassismus. «Damit wollen wir den Rütli-Besuchern mehr bieten», sagt Lukas Niederberger, Geschäftsleiter der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG), welche die Rütli-Pacht vergibt. Laut Niederberger hat eine Studie gezeigt, dass Besucher rund 10 Minuten, nachdem sie auf dem Rütli eintreffen, bereits das Restaurant aufsuchen. «Bald soll auch eine Smartphone-App die Gäste informieren», so Niederberger. Schulklassen und Touristen hätten dann die Möglichkeit, auf der App geschichtliche Informationen rund ums Rütli abzurufen.

Ausserdem ist die SGG im Gespräch mit der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee. Sie hofft, dass die Verbindungen auf die historische Wiese, die nur zu Fuss oder mit dem Schiff zu erreichen ist, auf den Abend ausgeweitet werden. Denn Gastronom McCardell möchte für spezielle Anlässe und Gesellschaften das Restaurant länger als sonst betreiben.