20 minuten online: Ein junger Liechtensteiner bezeichnete bei einem Auftritt in der Ostschweiz den Holocaust als «Jahrhundertlüge». Die Behörden ermitteln.
Die Veranstaltung der Europäischen Aktion Liechtenstein (EA) fand am 14. März 2015 im Kanton St. Gallen statt. Dies bestätigen sowohl die liechtensteinische Landespolizei als auch die Kantonspolizei St. Gallen. In einem Vortrag leugnete ein junger Liechtensteiner EA-Aktivist den Holocaust und bezeichnet ihn als «grösste Jahrhundertlüge». Diese diene einzig und allein dazu, «den Seelenmord am deutschen Volk zu vollenden».
In anderen Teilen seiner Rede lobt der Aktivist zum Beispiel die Freiwilligen der Waffen-SS. Die Rede wurde auf der Website der EA publiziert.
Nicht-Europäer nicht erwünscht
Für Hans Stutz, Experte für Rechtsextremismus, ist klar: «In dem Redetext wird der Holocaust geleugnet. Dies ist eine Straftat, sowohl in der Schweiz als auch in Liechtenstein», sagt Stutz. Die Mitglieder der EA kämen alle aus dem rechtsextremen Lager, so Stutz weiter. Ihr Hauptziel sei es, ein nationalsozialistisches Europa zu errichten. «Sie fordern auch, dass alle Einwohner nicht-europäischer Herkunft Europa verlassen müssen», so Stutz. Ihr erstes Ziel ist die Abschaffung der die Anti-Rassismus Gesetze in Europa. «Die EA sieht sich als internationale Organisation. Das ist bei rechtsextremen Gruppierungen selten», sagt der Experte. Im Vergleich zu anderen Ländern sei die EA in Liechtenstein besonders stark.
Polizei war vor Ort
Fakt ist, dass sowohl die Schweizer als auch die Liechtensteiner Behörden über den Vorfall Bescheid wissen. Dies bestätigt der leitende Liechtensteiner Staatsanwalt Robert Wallner gegenüber 20 Minuten: «Wir warten auf den Bericht der Polizei und entscheiden dann über das weitere Vorgehen.» Die St. Galler Polizei selbst erteilt keine weiteren Auskünfte zur Veranstaltung. Nur so viel: «Wir haben das Ganze beobachtet und waren auch vor Ort», sagt Kapo-Sprecher Gian Andrea Rezzoli. Auch über den genauen Ort der Veranstaltung würden aus Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen keine Angaben gemacht.
NPD-Politiker verteidigt Liechtensteiner
Neben dem jungen Liechtensteiner hielt auch der deutsche Rechtsextreme und NPD-Politiker Rigolf Hennig einen Vortrag. Für die Rede seines Liechtensteiner Gefährten findet der Deutsche nur lobende Worte. «Das war ein super Auftritt», so Hennig auf Anfrage von 20 Minuten. Eine Holocaust-Leugnung habe es aber nie gegeben. «Das ist völliger Blödsinn. Das einzige, was wir wollen, ist Rede- und Meinungsfreiheit», sagt der 79-Jährige. Auf die Frage, wo die Veranstaltung stattgefunden habe, kann er keine Auskunft geben. «Ich wurde dort hingefahren und weiss nicht, wo genau es war», so Hennig. «Irgendwo in der Schweiz.»
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