20 minuten online: Anita R. Nideröst, Vorstandsmitglied der SVP Frauen Zürich, wünscht sich auf Facebook, der Attentäter von Zug, Friedrich Leibacher, wäre besser anderswo Amok gelaufen.
Auf Facebook kursiert zurzeit ein Bild mit der Aufschrift: «Friedrich Leibacher, Nationalheld. Warum hast du nicht in Bern gewohnt?» Der Spruch ist eine makabere Anspielung darauf, dass Leibacher lieber im Bundeshaus hätte töten sollen. Der Querulant hatte am 27. September 2001 im Zuger Regierungsgebäude elf Kantons- und drei Regierungsräte erschossen und 18 weitere Personen zum Teil schwer verletzt. Das Bild ist eine Fotografie des Pulli-Aufdrucks eines Schweizer Neonazis, der 2008 am Schlachtgedenktag in Sempach teilnahm.
Anita R. Nideröst, Mitglied der SVP Frauen der Stadt Zürich, kommentierte den Eintrag prompt: «…mein erster Gedanke war: der hat am falschen Ort gewirkt.» Nideröst, die 1967 an der Miss Schweiz und Miss Europa Wahl teilgenommen hat, bereut den Eintrag nicht: «Die Leute, die das verstehen wollen, verstehen das richtig.» Mehr will sie dazu nicht sagen. Sie überlege sich schon, was sie poste. Allerdings verliere sie auf Facebook manchmal den Überblick: «Ich bin mit so vielen Leuten befreundet und bin in zahlreichen Gruppen, wo sich nicht nur Gleichgesinnte tummeln. Die schlachten dann solche Dinge aus.» In der Vergangenheit hat die Zürcherin auf Facebook gefordert, der FDP-Nationalrätin Christa Markwalder den Pass wegzunehmen und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin den Friedensnobelpreis zu verleihen.
«Kein Platz für Psychos»
Die Präsidentin der SVP Frauen der Stadt Zürich war bislang nicht erreichbar. Dafür nimmt Stadtzürcher SVP-Präsident Roger Liebi Stellung: «Solange ich in dieser Partei bin, hat es keinen Platz für Psychos und solche unsäglichen Aussagen.» Da müsse man konsequent durchgreifen. Er klärt nun ab, ob Nideröst Mitglied der SVP Stadt Zürich ist und ob die Mitgliedschaft allenfalls gekündigt werden müsste. Einen Austritt könnten aber einzig die SVP-Frauen selber fordern.
Zu diesem Schritt rät auch Kommunikationsexperte Lahor Jakrlin: «Die SVP vertritt einen grossen Teil dieses Landes und muss sich von dieser Frau distanzieren.» In einer demokratischen Vereinigung habe eine solche Person keinen Platz. Politiker, die mit Niederöst auf Facebook befreundet seien – etwa die SVP-Nationalräte Walter Wobmann, Lukas Reimann oder Hans Fehr – sollten sie entfreunden.
«Social Media-Kurs hätte nichts genützt»
Der Imageschaden für die Partei sei aber schon angerichtet: Mit ihrem Kommentar zementiere Nideröst die Klischees, die viele Bürger gegenüber der SVP hätten. Etwa das «holzschnitzartige Schwarzweissdenken und die Nähe zu Nationalsozialisten».
Ob ein Social-Media-Kurs bei Anita R. Nideröst etwas genützt hätte, bezweifelt Jakrlin: «Social Media reflektiert das Spiegelbild und das Gedankengut einer Person. Frau Nideröst fehlt offenbar das Bewusstsein für Gewalt. Das entwickelt man auch nicht mit einem Social-Media-Kurs.»