Newsnet: Rechtsrock oder nicht? Am Samstag hätte in der Bar-Racuda in Radelfingen die Band «Von Glas zu Glaz» auftreten sollen. Die Antifa wurde aktiv, nun ist das Konzert abgeblasen.
Am Mittwoch hat Rolf Nobs das Konzert vom nächsten Samstag kurzfristig abgesagt. «Dabei wollten wir einfach nur Musik hören», erklärt der Löwen-Wirt aus Radelfingen, der neben seiner Dorfbeiz auch die Bar-Racuda führt und dort regelmässig Bands auftreten lässt. Die Popgruppe Pegasus mit Frontmann Noah Veragut war da oder Musicstar-Gewinnerin Katharina Michel – ihnen sollten nun die vier Musiker der Band «Von Glas zu Glaz» folgen.
Indizien wie «Indiziert»
So weit, so unverdächtig – wenn «Von Glas zu Glaz» nicht offen mit den Böhsen Onkelz sympathisieren würde und diese ihrerseits nicht im Verdacht stünden, trotz aller anderweitigen Beteuerungen problematischen Rechtsrock zu bieten. Und wenn bei «Von Glas zu Glaz» nicht zwei Brüder aus Burgdorf mit einschlägiger Vergangenheit aktiv wären: Cédric und Alexander Rohrbach machten ab 2001 als Teil der rechtsgesinnten Band Indiziert Schlagzeilen.
Vor diesem Hintergrund schlugen die Aktivisten der Antifa am Mittwoch Alarm. Es könne nicht sein, dass eine als familienfreundlich gepriesene Bar Personen aus der rechten Szene eine Plattform biete, schrieben sie mit Blick auf das Konzert in Radelfingen. Ungeachtet dessen, dass das Gericht die «Indiziert»-Texte seinerzeit zwar als geschmacklos, nicht aber als Verstoss gegen das Schweizer Antirassismus-Gesetz wertete.
Bar-Racuda-Betreiber Nobs bekam trotzdem kalte Füsse. Er distanziere sich klar von jeder rechtsextremen Gesinnung, begründete er den Entscheid, «Von Glas zu Glaz» auszuladen. Der Kontakt zur Band sei über den ihm bekannten Sänger gelaufen, von Cédric und Alexander Rohrbach dagegen habe er nichts gewusst. Nochmals: «Wir lassen uns in keine politische Ecke drücken.»
Schnee von gestern?
Befremdet über den Gang der Dinge zeigt sich derweil Cédric Rohrbach. Bei «Von Glas zu Glaz» gehe es nur um die Musik, und er sei es auch langsam leid, von der Antifa immer wieder «anonym angeprangert zu werden». Seine Aktivitäten bei «Indiziert» wie bei der Partei national orientierter Schweizer seien längst Vergangenheit. «Ich kann nicht mehr tun, als mich in aller Form davon zu distanzieren.»
Erst am letzten Samstag spielte «Von Glas zu Glaz» in der Thuner Turm-Bar ein Konzert. Aktiv geworden war die Antifa nicht – und sie hätte auch keinen Grund gehabt, wie Barbetreiberin Ursula Krebs versichert: Der Anlass sei ganz friedlich über die Bühne gegangen. Sie habe auch keine als rechtsextrem zu erkennenden Gäste gesehen.