20 minuten: DAVOS. Briefe, E-Mails, Anrufe und öffentliche Beschimpfungen: Antisemitische Attacken häufen sich dramatisch.
Montagabend, 18.30 Uhr: Ein Mann attackiert und verletzt einen 26-jährigen belgischen Touristen vor der Migros in Davos Dorf, berichtet das Magazin «Tachles». Laut Verwandten des Mannes eine antisemitische Tat: Der Angreifer habe «Juden raus!» geschrien. Sein Opfer, ein orthodoxer Jude, der seine Sommerferien seit 15 Jahren in Davos verbringt, beschreibt ihn als rund 60-jährigen Schweizer. Er will Anzeige erstatten.
Letzte Woche in Basel: Ein Schweizer Bürger ist auf dem Heimweg von der Synagoge. Er trägt die Kippa. Plötzlich beschimpft ihn ein Unbekannter als «Drecksjude», als «Scheissjude», der «verrecken» soll.
«Solche Fälle gab es mehrfach in den letzten Wochen», sagt Patrick Studer, Beauftragter Prävention und Information des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes SIG. «Die meisten Betroffenen möchten aber nicht, dass ihre Fälle öffentlich werden. Auch aus Angst, dass sich die Taten wiederholen», so Studer. Der SIG betreibt eine Meldestelle für antisemitische Vorfälle in der Schweiz. Die Bilanz seit Ausbruch des Gaza-Konflikts schockiert: Antisemiten lassen ihrem Hass freien Lauf.
«Eine Zunahme von antisemitischen Beleidigungen und Drohungen seit Anfang Juli ist klar feststellbar. Man muss von einer eigentlichen Welle sprechen», s0 Studer. Konkret: «Allein im Juli waren es mehr Anrufe, Briefe, E-Mails und Beschimpfungen in der Öffentlichkeit als in den gesamten zwei Jahren zuvor.»