Blick: Sie rufen zu Gewalt auf. Sie verherrlichen Hitler. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft
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Die Anonymität des Internets bietet Antisemiten ein grosses Tummelfeld. Jetzt sorgt die Eskalation in Gaza für zusätzlichen Schub auf Facebook. Judenfeindliche Einträge haben sich in den letzten Tagen vervielfacht. Junge Männer aus der Schweiz, die auf Bildern mit lächelnden Kindern oder Tieren posieren, zeigen in Gruppendiskussionen ihr wahres Gesicht.
Eine Facebook-Gruppe, in der sich Hetzer ausbreiten, heisst «Demo für Palästina in der Schweiz». Innerhalb eines Tages haben sich 5000 Menschen ihr angeschlossen. Heute hat die Gruppe, die es erst seit einer Woche gibt, über 7000 Mitglieder. Immer wieder rief der Gründer zur Mässigung in den Diskussionen auf. Denn sie laufen aus dem Ruder.
Den Namen nach zu urteilen, sind es insbesondere Männer mit Wurzeln in Bosnien, Kosovo, Albanien und der Türkei, die ihrem Antisemitismus freien Lauf lassen.
Mehrere forderten, eine auf heute in Zürich angesetzte Kundgebung gegen den Gaza-Krieg vor der israelischen Botschaft in Bern durchzuführen. Andere wollen sie in Zürich, aber nicht wie geplant auf der Gemüsebrücke. B. I.* (21) aus Wil SG etwa fordert: «ab ins juden virtel einmashieren.»
Sie beschimpfen Israelis pauschal als «Hurensöhne» und «Verräter», das Land als «verfluchtes Volk». Einer schreibt: «Ich will Hitler zurück.» M. Y.* kommentiert ein Bild von Hitler: «ich wünsche mir das er zurück kehrt und dort weiter macht wo er aufgehört hat.»
Auch M. L.* huldigt Hitler schamlos offen. Auf sein Facebook-Profil hat er ein Bild des Diktators hochgeladen, versehen mit antisemitischen Parolen. 15 Freunde applaudierten virtuell. Einer von ihnen fordert «1000 Likes», um den gelben Judenstern der Nazis wieder einzuführen.
Bereits gestern machte «20 Minuten» mehrere Einträge publik. Etwa: «Nur ein toter Jude ist ein guter Jude.» Oder: «Wir müssen die Juden ausrotten» und «vergasen».
Der öffentlich geäusserte Antisemitismus hat die Zürcher Justiz auf den Plan gerufen. Sprecher Andreas Eckert bestätigt, dass die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen M. L. eröffnet hat. Ein Staatsanwalt prüft weitere Untersuchungsschritte.
Besorgt ist der Schweizerische Israelitische Gemeindebund vor allem über die Aufrufe zu Gewalt gegen Juden im Hinblick auf die heutige Demonstration. Präsident Herbert Winter sagt: «Unsere Gemeinden sind informiert und stehen in Kontakt mit der Polizei.»
Laut einer Sprecherin rechnet die Polizei für die heutige Kundgebung mit mehreren Hundert Teilnehmern. Andere erwarten bis zu 2000 Demonstranten. Eine Lagebeurteilung liege vor, so die Polizeisprecherin.
Zur Kundgebung aufgerufen hatten ursprünglich Pro-Palästina-Organisationen. Inzwischen kommt Unterstützung vom radikalen Islamischen Zentralrat der Schweiz, der von einer «Mobilmachung gegen Gaza» spricht.
Teilnehmer einer Kundgebung dürfen sich nicht vom bewilligten Platz bewegen, anders als bei Demonstrationen. Ob dies heute eingehalten wird, wird sich zeigen.
* Namen der Redaktion bekannt