St. Galler Tagblatt: Die geplante Demonstration von Rechtsnationalisten heute in St. Gallen wird von einer Gegenkundgebung von Links begleitet: Die Gewerkschaft Unia hat ebenfalls eine Bewilligung erhalten. Die Polizei rechnet nicht mit Ausschreitungen.
ST. GALLEN. Parallel zur rechtsnationalistischen Demonstration «An unsere Regierung, der Souverän sind wir, das Volk!», die heute nachmittag in der Innenstadt von St. Gallen stattfinden soll, ist eine Gegendemonstration geplant. Die Stadtpolizei St. Gallen hat gestern ein entsprechendes Gesuch einer Gruppe von Aktivisten aus St. Gallen und Umgebung aus dem Umfeld der Gewerkschaft Unia bewilligt. Die Gegendemonstration trägt den Namen «Den Rechtsextremen keinen Raum» und wird als Platzkundgebung auf dem roten Platz beim Raiffeisen-Hauptsitz stattfinden. Geplant sind ab 12.30 Uhr Reden und Musik, die Veranstalter möchten laut ihrem Facebook-Auftritt lautstark zeigen, «dass St. Gallen keinen Bock auf RassistInnen hat». Gerechnet wird mit etwa 100 Teilnehmenden.
Rechte verzichten auf Marsch
Dies hat Diana Rüsch und Brigitte Hagen, Organisatorinnen der rechtsnationalistischen Kundgebung, dazu veranlasst, keinen Demonstrationszug zum Marktplatz zu veranstalten. Stattdessen wollen sie auf dem Bahnhofplatz bleiben und dort ab 14 Uhr ihre Reden halten. Die Kundgebung werde damit nur bis 15 Uhr dauern, erklären die Initiantinnen auf Facebook. Der Entscheid gegen einen Marsch zum Marktplatz sei aus Sicherheitsgründen gefallen. «Wir wollen eine friedliche Kundgebung, bei der wir unsere Unzufriedenheit mit der Regierung zum Ausdruck bringen können», lassen sie verlauten. «Sind die Leute nicht in Bewegung, sondern stehen still auf einem Platz, hat man die Situation besser unter Kontrolle», sagt Rüsch auf Anfrage. Deshalb seien getrennte Standorte für die beiden Demos «eine gute Lösung».
Rechtsextremes Gedankengut
Für die Kundgebung von Rüsch und Hagen haben sich auf Facebook zahlreiche Personen angemeldet, die eindeutig nationalsozialistisches Gedankengut vertreten. Diese Leute seien, so die Veranstalterinnen, allerdings nicht erwünscht. «Wir haben diese Personen schriftlich von unserer Kundgebung ausgeladen», sagt Rüsch.
Akzeptanz eingefordert
Die Veranstalterinnen befürchten keine Gewaltausbrüche. «Wir appellieren an den gesunden Menschenverstand aller.» In diesem Land dürften alle, ob rechts oder links, ihre Meinung kundtun. Sie vertraue darauf, dass dies heute respektiert werde. Deshalb akzeptiere sie auch die Gegendemonstration auf dem roten Platz: «Sie haben genau das gleiche Recht wie wir, eine Kundgebung zu veranstalten.» Rüsch habe sich zudem mit den Organisatoren der Gegenveranstaltung abgesprochen. Dort sei man ebenfalls nicht auf Gewalt aus, schliesslich habe die Unia einen Ruf zu verlieren, habe man ihr gesagt.
Auch die Veranstalter der linken Gegendemonstration bezeichnen dies als Lösung, die für beide Seiten stimme. Ein Sprecher sagt: «Wir wären aber gerne durch die Stadt gezogen.»
Auch die Stadtpolizei rechnet nicht mit gewaltsamen Ausschreitungen. Beide Veranstalter seien sehr kooperativ und distanzierten sich von extremistischen Bewegungen, sagt Mediensprecher Dionys Widmer.