Thurgauer Zeitung; 28.09.2013
Hitler-Schwärmerei: Polizei kündigt Prüfung an Ausgabe vom 9.9.13. Dass in unserer Gesellschaft immer wieder rechtsextreme Gesinnungen zum Ausdruck gebracht werden, zeigt jüngst das Beispiel der ehemaligen Sektionspräsidentin der Direktdemokratischen Partei S.Z. (eine Thurgauerin). Sie soll sich unter falschem Namen auf Facebook möglicherweise einen Fauxpas geleistet haben. So äusserte sich deren Präsident Bearth auf eine Recherche der Presse. Die Thurgauer Zeitung informierte unlängst dreimal und die Sonntagszeitung zweimal darüber.
Die DPS-Aktivistin S.Z. soll keinen Hehl aus ihrer Gesinnung gemacht haben. Am 21. April, einen Tag nach Adolf Hitlers Geburtstag, soll sie auf Facebook für Hitler geschwärmt haben: «Du warst ein grosser Mann; deine Taten sind von grossem Wert; du hast das Werk begonnen, und wir werden es mit aller Kraft versuchen zu beenden.» In einer Statusmeldung von Mitte Mai soll sie dazu aufgerufen haben, alle Albaner zu verbrennen, zu vergasen oder «an die Wand zu stellen». Auf Facebook – der Eintrag ist inzwischen gelöscht – war der Hitler-Kopf mit Hakenkreuz und ein rauchender Kamin mit davor Hitler zu sehen und dem Begleittext: «Umso grösser der Jude, desto wärmer die Bude.»
Auf einer Polenreise habe ich das Konzentrationslager Auschwitz besucht, dort wo Hitlers Schergen mindestens 1,6 Millionen Juden, darunter unschuldige Frauen und Kinder, Zigeuner und politisch andersdenkende Menschen erwiesenermassen brutal gefoltert und dann ermordet haben.
Nach Hause zurückgekehrt, habe ich von den Aussagen der Thurgauer Sektionspräsidentin gelesen. Nach alldem, was ich in Auschwitz gesehen habe, haben mich die skandalösen antisemitischen Hetzereien schockiert.
Wenn derartige Äusserungen öffentlich publiziert werden, wie es von Frau S.Z. gemacht worden sein soll, so ist das kein Fauxpas, wie sich der DPS-Präsident geäussert hat, sondern dumme und bewusst inszenierte rechtsextreme Hetzerei. Dass die Staatsanwaltschaft des Kantons Thurgau diesen Fall nun untersucht und strafrechtlich verfolgt, nehme ich mit Genugtuung zur Kenntnis.
Dem Tun solcher Leute wie Frau S.Z. muss mit der notwendigen Härte des Strafgesetzes entgegengetreten werden. Die rechtsextreme Bewegung in unserer Gesellschaft hat von der Geschichte offenbar immer noch nichts gelernt.
Wie hat sich doch der indische Pazifist Mahatma Gandhi einmal geäussert: «Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.»