Asylpolitik Bundesamt für Migration räumt Fehler ein

Tages-Anzeiger; 10.08.2013

Leserforum

«Es sollen nicht fünfzig Asylbewerber gleichzeitig in die Badi gehen», TA vom 7. 8./Gemischte Gefühle in Bremgarten, TA vom 6. 8.«Mit der Bremgartner Bevölkerung Fussball spielen»

Die Asylunterkunft in Bremgarten ist menschenwürdig; es werden dort in wenigen Wochen gegen 150 Asylbewerber untergebracht sein, und die Einwohner der Stadt akzeptieren den Entscheid des Bundesamts für Migration (BFM). Bremgarten wird zeigen, dass es möglich ist, Asylsuchenden ohne Berührungsängste zu begegnen. Ich bedaure aber, dass der Stadtrat und das Bundesamt nicht gemeinsam über die getroffene Vereinbarung informiert haben. Damit hätte die allgemeine Verwirrung vermieden werden können.

Heinz Bergamin, Bremgarten

 

Mit psychologischen Kenntnissen

«Es sollen nicht fünfzig Asylbewerber gleichzeitig in die Badi gehen» – in diesem Satz von BFM-Chef Mario Gattiker verbirgt sich die Angst vor den Fremden. Ob diese Angst allerdings mit Verboten und Ausschluss der Fremden aus der Welt geschafft ist, bezweifle ich. Angst legt sich, wenn wir positive Kontakte schliessen, wenn Begegnungen stattfinden, wenn wir das gegenseitige Vertrauen fördern, aber nicht, wenn man ausschliesst. Dadurch werden eher Feindbilder aufgebaut. Wäre es also nicht sinnvoller, ein gemeinsames Fussballspiel zwischen Einheimischen und Asylbewerbern zu arrangieren und dabei eine Vertrauensbasis zu schaffen? Herr Gattiker will Konflikten vorbeugen – und dabei lehrt uns die Psychologie seit langem, dass wir mit Verboten und Restriktionen Konflikte erschaffen. Ich wünsche mir, dass Leute in leitenden Positionen wie der Chef des Bundesamtes für Migration etwas mehr von Psychologie verstehen.

Günther Schumacher, Oberwil-Lieli Theologe und Psychotherapeut

 

Die Fremden kennen lernen.

Ich habe acht Jahre lang Asylbewerber betreut und mit ganz wenigen Ausnahmen nur gute Erfahrungen gemacht. Ob Muslime oder Christen, die Flüchtlinge, die wir bei uns aufnehmen, sind kaum am Schwimmen interessiert und laufen sicher nicht halb nackt herum wie wir. Es ist höchste Zeit, die Asylsuchenden zuerst einmal kennen zu lernen, bevor man sie alle verurteilt und in einen Topf wirft.

Ruth Bollag, Benglen

 

Rechtsextreme Hetze.

Die schweizerische Asylpolitik ist weltweit ganz rechts aussen anzusiedeln. Und das in einem der reichsten Länder der Welt, reich dank der Armut anderer! Um Hass und Hetze als Methode zu etablieren, braucht es einfach Lügen, das Aufpauschen von Details und das Angstschüren: ob gegen Juden, Türken oder Asylsuchende. Das Prinzip bleibt dasselbe. Das führt dann zum Skandal in Bremgarten mit dieser rassistischen Segregation. Ein schändliches Resultat, der erste Schritt zu einer Apartheidpolitik, begründet – auch von Sozialdemokraten – mit: «Es ist wichtig, dass wir die Ängste in der Bevölkerung ernst nehmen.» Ängste, die seit zwanzig Jahren systematisch geschürt worden sind, gezielt und berechnend als rechtsextreme Politik.

Ursula Egger, Zürich

Abschottender Konservatismus.

Die Artikel über die Auflagen der Gemeinde Bremgarten zeigen den neuen Rassismus auf, der unter der Oberfläche des am 1. August so hehr besungenen traditionellen Gemeinschaftssinnes schlummert, der aber eigentlich ein abschottender Konservatismus ist. Diese Auflagen unterstellen allen Asylsuchenden, dass sie eine Gefahr für die Bevölkerung darstellen. Dabei wird vergessen, dass die Zuzüger Menschen sind wie du und ich, die unter meist schwierigen Bedingungen in unser Land gekommen sind, oftmals gar unter Lebensgefahr. Wir reichen Schweizer vergessen nur zu gerne, dass im 19. Jahrhundert viele schweizerische Wirtschaftsflüchtlinge wegen Armut nach mehreren Missernten nach Amerika auswanderten. Wenn diese dort so feindselig empfangen worden wären wie die Asylsuchenden heute bei uns, wären vermutlich viele Ausgewanderte kriminell geworden. Wir verpassen die grosse Chance, dass die Integration von berechtigten Asylsuchenden eine grosse Bereicherung für unsere Gesellschaft bedeutet. Und sie würde auch den so hoch besungenen Gemeinschaftssinn stärken.

Eva Kirchberg, Islisberg

Danke, junger Asylbewerber.

Ich bin dem jungen Asylbewerber dankbar, der mir jeweils entgegenkommt und spontan seine Hilfe anbietet. Aufgrund meines hohen Alters wird es für mich zunehmend beschwerlicher, meine täglichen Einkäufe zu besorgen. Die vollen Taschen, die vielen Treppen, die Unterführung . . . Der junge, mir unbekannte Mann erkennt meine Not, während andere unbeteiligt an mir vorbeigehen.

Alice Liber, Stäfa

Haus und Verantwortung teilen.

Während der Judenverfolgungen schmuggelte meine Mutter vier jüdische Kinder mit dem Zug zu uns nach Uster. Das hiess für meinen Bruder und mich sowie für meine beiden Schwestern je zusammen ein Bett teilen. Das taten wir gerne. Wenn nun alle Schweizer und Schweizerinnen, die jetzt so lieb und so grosszügig mit Asylbewerbern sein wollen, je einen Asylbewerber bei sich zu Hause beherbergen und für alles, was daraus folgt, die volle Verantwortung übernehmen würden, dann wären schon viele Probleme gelöst.

Alfred Zuberbühler, Zumikon