Am 23. März 2013 soll im Clubhaus der französischen Hammerskins in Toul ein neonazistisches „Patrick’s-Day-Fest“ stattfinden. Dabei handelt es sich um den letzten Anlass, welcher in der „Taverne de Thor“ genannten Lokalität an der „rue d’escadrille des cigognes 470“ durchgeführt wird. Dank verstärktem Druck durch antifaschistische Gruppen, öffentliche Berichterstattung und lokale Behörden wird der Nazitreffpunkt Ende März diesen Jahres schliessen.
Von Behörden und anderen Widrigkeiten

Jahrelang konnten Neonazis fernab jeglicher Öffentlichkeit in der deutsch-französischen Grenzregion mehr oder minder ungestört agieren. Nachdem jedoch letzten Herbst die Pläne für das „europäische Hammerfest“ veröffentlicht wurden, nahm die Berichterstattung über die Hammerskins massiv zu. Von der deutschen „Frankfurter Rundschau“ bis zum französischen „Le Parisien“ wurde über das Hammerfest in Toul berichtet.
Die mediale Aufmerksamkeit rief seither auch weitere Akteur_innen auf den Plan. Im Zusammenhang mit dem Hammerfest gerieten die Betreibenden der Taverne unter Druck, weil sie sich nicht an Sicherheits- und feuerpolizeiliche Auflagen hielten.
Wenn Heiden den Heiligen gedenken
Dass die französischen Hammerskins nun gerade mit einer Veranstaltung zum „St. Patrick’s-Day“ ihre Abschlussfeier begehen, erscheint doch eher paradox. Immerhin handelt es sich bei diesem Anlass um einen katholischen Feiertag zu Ehren des „Heiligen Patricks“, mit dem die Christianisierung Irlands gefeiert wird. Neonazistische Gruppierungen zeichnen sich jedoch üblicherweise nicht durch einen positiven Bezug zum Christentum aus, sondern propagieren meist ihre verquere, rassistische Version vorchristlicher Vorstellungen. Wenn nun ausgerechnet in einem Lokal, welches dem nordischen Donnergott Thor „geweiht“ ist, ein Fest zur Feier der Missionierung Irlands stattfindet, ist dies ein erwähnenswerter Widerspruch. Zeigt er doch einmal mehr, dass ein nazistisches Weltbild weder stringent noch kohärent ist.
Hammerskins nie wieder – Nie wieder Hammerskins?
Obwohl alle Anzeichen dafür sprechen, dass in der „Taverne de Thor“ bald ausgefeiert sein wird, ist zu befürchten, dass dies im Endeffekt „bloss“ eine Unannehmlichkeit für die lokalen Nazistrukturen darstellt. Neonazistische Gruppierungen im Allgemeinen und die Hammerskins als Organisation im Besonderen sind in Ostfrankreich stark verankert. Die Grenznähe macht diese Region überdies auch für ausländische Rassist_innen zu einer attraktiven Gegend für ihre Aktivitäten, um so staatlicher Repression und Überwachung zu entgehen.
Auch wenn die Schliessung des Hammerskin-Clubhauses ein wichtiger Schritt gegen die lokalen und überregionalen Nazistrukturen ist, verliert die Region deswegen für neofaschistische Gruppierungen nicht an Attraktivität. Vielmehr ist zu befürchten, dass die finanzkräftigen Hammerskins eine neue Lokalität in der Region suchen werden.