Zweiter Flop für Nazi-Shop

Sehr geehrte Medienschaffende

Seit Dienstagnacht, 30. Mai 2006, liegen die Daten des Schweizer Nazi-Versands «Utgard.ch» offen(1): Auch der Nachfolge-Shop von «white-revolution.ch» wird von Sacha Kunz betrieben, mit technischer Unterstützung eines Mitarbeiters der «Zürich Versicherung», Marco Schwarz.

In den Abendstunden des 30. Mai 2006 war auf dem freien Informationsportal «indymedia.ch» die Mitteilung über das Hacking des extrem rechten Internetportals, «utgard.ch», bestehend aus Shop und Forum, zu lesen. Gleichzeitig stellten die HackerInnen die kompletten Daten des Versands sowie der angeschlossenen Diskussionsplattform zur Verfügung. Die Antifa Bern hat diese Daten ausgewertet und ist unter anderem zu folgenden Erkenntnissen gekommen:

Schnell hat sich gezeigt, dass die Daten authentisch sind, und es konnten Belege für verschiedene, bereits vermutete Hintergründe gefunden werden.

Nachfolgeshop von «white-revolution.ch»

Der Utgard-Versand ist der unmittelbare Nachfolgeshop des mittlerweile geschlossenen White-Revolution-Versandes. Als Inhaber und Domaineigner von «white-revolution.ch» sowie «utgard.ch» zeichnet Sacha Kunz aus Erlinsbach AG verantwortlich (2).

Kunz ist kein Unbekannter in der rechtsextremen Szene. Als Gründer der Neonazi-Organisation «Blood & Honour Schweiz» sowie der rechtsextremen PNOS trat er schon vor einigen Jahren in Erscheinung (3). Im Zusammenhang mit der PNOS ist Kunz nicht nur im Gerichtsaal weiterhin «aktiv». «Utgard» veröffentlichte vor kurzem einen Solidaritäts-Sampler, dessen Erlös unter anderem auch an die PNOS geht.

Sein aktuelles Engagement beschränkt sich nicht nur auf den virtuellen Raum. Er ist auch immer wieder an der Organisation und Durchführung unterschiedlicher Veranstaltungen der rechtsextremen Szene beteiligt. Sein Einsatz in Sachen Rechts-Rock beinhaltet ebenfalls mehr als den blossen Verkauf. Er agiert als Produzent, wobei er in Deutschland vor kurzem wegen der Produktion einer CD der rechtsextremen Band «Endlöser» verurteilt wurde, da deren Texte gegen deutsche Gesetze verstossen. Weiter ist Kunz als Mitglied der Band «Die Eidgenossen» selbst als Musiker aktiv.

Auf extrem rechten Internet-Hoster gezügelt

Der White-Revolution-Shop wurde bereits im August 2005 Zielscheibe eines Angriffs von HackerInnen. Die damalige Offenlegung seiner Kundendatenbank hatte ihn jedoch in keinster Weise zu einer Aufgabe seiner Internetaktivitäten bewogen. Erst Aufgrund öffentlichen Drucks wurde die Webseite «white-revolution.ch» vom Webspace-Anbieter IPS aus Zug am 15. Februar 2006 vom Internet genommen (4).

Nur einen Monat später wurden AntifaschistInnen auf die Seite des Utgard-Versandes aufmerksam. Eine Domaindatenabfrage ergab Kunz als Eigentümer der Domain, was bereits aufgrund der Aufmachung sowie der Produktpalette vermutet werden konnte. Somit war klar, dass es sich hierbei um die Weiterführung seines alten Projektes handelt. Diesmal wurde die Seite jedoch nicht in der Schweiz, sondern auf einem ausländischen Server gehostet. Abfragen der entsprechenden IP-Adresse ergaben, dass es sich dabei um den extrem rechten Internet-Hoster-Name «myfreedomhost.com» handelt, auf welchem auch die Neonaziseite «volkermord.com» abgelegt ist (5). Auch dieses Mal liessen Reaktionen nicht lange auf sich warten. Kunz wurde bereits mehrmals wegen Artikeln, die auf «Utgard» angeboten wurden, angezeigt.

Technische Betreuung vom Arbeitsplatz aus

Aus den veröffentlichten Daten geht hervor, dass eine zweite Person die technische Betreuung der Seite übernommen hat. Unsere Recherchen ergaben, dass es sich hierbei zweifelsfrei um Marco Schwarz aus Hausen bei Brugg AG handelt. Anhand der Daten lässt sich feststellen, dass Schwarz bei der «Zürich Versicherung» arbeitet und seine nebenberuflichen Tätigkeiten während der Arbeitszeit ausführt. Offenbar lässt ihm sein Job im Informatik-Team (FDF SAP Financials) genügend Zeit für die Betreuung von «Utgard».

Die InformatikerInnen der «Zürich Versicherung» können sicher mit einem Blick in die Logfiles bestätigen, dass Schwarz zum Beispiel am 5. April 2006 um 15:13:33 die Webseite «utgard.ch» besuchte. Der Adminlog des Forums bestätigt zudem einen Zugriff auf die Administrationsoberfläche um diese Zeit mit der IP 195.28.224.33.

Es ist ausserdem ersichtlich, dass die Forumsdatenbank von «white-revolution.ch» übernommen wurde, jedoch die Inhalte und User gelöscht wurden. Aus dem Adminlog ist erkennbar, dass Schwarz sich bereits im Juli 2005 als Administrator von einem Rechner der «Zürich Versicherung» eingeloggt hat. Dies wiederum beweist, dass Schwarz auch der technische Betreiber von «white-revolution.ch» war und diese Tätigkeit bei «utgard.ch» nahtlos fortgesetzt hat.

Nazi-Strukturen offen legen!

No master race in cyber space!

Bei Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung: info@antifa.ch

Mit freundlichen Grüssen

Antifa Bern

(1) http://indymedia.ch/de/2006/05/41237.shtml

(2) http://www.antifa.ch/comm/comm050811.shtml

(3) Blick, 5. Juli 2001, «Oberster Schweizer Staatsschützer schlägt

Alarm ? Jetzt kommen die Neonazi-Parteien»

(4) Blick, 15. Februar 2006, «Rechtsextremen-Webseite geschlossen»

(5) whoisabfrage über «switch.ch» ? zugewiesene Namensserver