Der Sonntag vom 23.09.2012
Tinguely- und Beyeler-Museum beschäftigten in ihrem Sicherheitsdienst einen Rechtsaussen – indirekt
christian mensch
Die beiden Basler Museen haben über eine Drittfirma einen Mitarbeiter engagiert, der sich auf Facebook als Rechtsextremer outete. Es hatte Konsequenzen.
E. S. nannte auf seinem Facebook-Profil zwei Arbeitgeber: die Fondation Beyeler sowie das Museum Tinguely. Bei beiden sei er im Sicherheitsdienst tätig gewesen. E. S. hatte jedoch auf der Social-Media-Plattform auch anderes zu berichten: Seine Beiträge richteten sich etwa gegen «kranke Islamextremisten». E. S. ist in Zorn, «weil wir nicht mehr zusammen halten und den eingenisteten Virus nicht bekämpfen». Und er fährt fort: «Wahrliche Landesverräter» gebe es unter den Politikern, «das ist der Virus, den wir bekämpfen und heilen müssen!»
E. S. bekennt sich offen dazu, Sympathisant der rechtsextremen Pnos zu sein. Er formuliert seine Einträge jedoch vorsichtig. Seinen Kameraden rät er: «Wisst Ihr, Meinungsfreiheit können wir äussern, wenn wir wissen, wie das geht, ohne uns einen Folgeschaden zuzuführen!» Mit einem gewissen Stolz erklärt er, dass er keinem «Anwalt und Rechtsverdreher in der Schweiz» bisher einen Angriffspunkt geboten habe, um ihn anzuklagen.
Die Basler Museen empfinden es allerdings als Problem, als Arbeitgeber einer Person solcher politischer Gesinnung in der Öffentlichkeit genannt zu werden. «Wir distanzieren uns deutlich von diesen privat getätigten Äusserungen», erklärt Isabelle Beilfuss im Namen des Museums Tinguely. Und ihre Kollegin Andrea Tedeschi, Sprecherin der Fondation Beyeler, ergänzt auf Anfrage des «Sonntags»: Diese Person sei nicht beim Museum, sondern bei der für die Sicherheitsbelange beauftragten Drittfirma temporär angestellt.
Bei der Drittfirma handelt es sich um den Dienstleister ISS, der in beiden Museen die Sicherheitsdienste wahrnimmt. Die Firma bestätigt die Beschäftigung von E. S. Sie distanziere sich generell von rassistischen Äusserungen oder Handlungen, die sie nicht toleriere, wenn solche vorliegen oder als solche nachgewiesen werden können. Da die Firma jedoch auf der Social-Media-Plattform nicht als Arbeitgeber in Erscheinung trete, hätten die Äusserungen von E.S. als «private Angelegenheit» zu gelten. Man habe allerdings bereits das Gespräch mit dem Mitarbeiter aufgenommen.
In den Social-Media verwischen sich die öffentlichen und die privaten Sphären. Arbeitgeber, die sich nicht in das Privatleben ihrer Mitarbeiter einmischen wollen, sehen sich plötzlich dazu genötigt. Novartis war im Jahr 2009 mit dem Fall eines Logistikers konfrontiert, der als Sektionschef der regionalen Pnos den Holocaust leugnete und das Tagebuch der Anne Frank als «Lügengebilde» bezeichnete. Novartis kündigte an, den Mitarbeiter zu entlassen und begründet dies mit der Unvereinbarkeit der Novartis-Ethik und den öffentlich vorgebrachten politischen Ansichten.
Im Fall des E. S. kam die Reaktion rasch. Gleichentags hatte er seinen Facebook-Auftritt gelöscht.