Oltner Tagblatt vom 27.06.2012
NachbarschaftZofingen Linke Gruppierungen machen Druck auf das Heitere Open Air: Sie fordern die sofortige Absage des Auftritts der umstrittenen Südtiroler Band Frei.Wild. Für die Organisatoren kommt das «keinesfalls infrage».
Oliver Baumann
Am kommenden 11. August soll die Band «Frei.Wild» von 17.20 bis 18.30 Uhr auf der Parkbühne am Heitere Open Air in Zofingen auftreten. Doch das geplante Konzert des umstrittenen Quartetts um den Südtiroler Sänger und Gitarristen Philipp Burger sorgt nun für Kritik. Die Antifaschistische Aktion Aarau (Antifa) fordert in einem Offenen Brief an die Organisatoren des Heitere, der auch der az Aargauer Zeitung vorliegt, die sofortige Absage des Frei.Wild-Gigs. Die linken Aktivisten bezeichnen die Band in dem Schreiben als «völkisch-nationalistisch». Das Open Air stelle sich somit als «Sprach-Organ einer sehr gefährlichen Ideologie zur Verfügung».
Unterstützt wird die Forderung der Antifa auch von den Zofinger Jungsozialisten (Juso). «Einer solchen Band darf keine Plattform vor Tausenden Jugendlichen am Heitere Open Air geboten werden», wird Präsident Sascha Antenen in einer Medienmitteilung zitiert.
In der Tat bescheinigen Extremismus-Experten Frei.Wild immer wieder eine gewisse Nähe zum extremen rechten Rand des politischen Spektrums. Bandleader Burger war zeitweise Mitglied der rechtspopulistischen Südtiroler Partei Die Freiheitlichen und sang vor seinem Engagement bei Frei.Wild bei der Rechtsrock-Band Kaiserjäger.
Liebe zum Südtirol
Die Band thematisiert in ihren Texten etwa die Liebe zum Südtirol. Unter anderem ist die Rede vom «heiligen Land», auf das «unsere Ahnen mächtig stolz» waren. Die Musiker selbst bezeichnen sich jedoch als «unpolitisch» und distanzieren sich auf ihrer Homepage von «jeglichem Rechtsradikalismus».
Für die Organisatoren des Heitere Open Airs kommt eine Absage des Konzerts denn auch «keinesfalls infrage», wie Festivalleiter Christoph Bill bestätigt: «Wir haben uns intensiv mit der Gruppe auseinandergesetzt und können hinter ihr stehen.» Die Vorwürfe an die Adresse von Frei.Wild seien «kalter Kaffee» und «im Kern nicht wahr». Braunes oder rechtsextremes Gedankengut verbreiteten Frei.Wild in ihren Texten «sicherlich nicht», ist Bill überzeugt. «Ansonsten hätten wir sie nicht engagiert». Der Festivalleiter verweist zudem darauf, dass am Heitere Open Air auch explizit linke Bands wie die antikapitalistischen Politpunks von Anti-Flag auftreten würden.
Wie ein Mitglied der Antifa Aarau auf eine Anfrage per Mail mitteilte, könne derzeit noch nicht gesagt werden, ob weitere Aktionen gegen den Auftritt von Frei.Wild geplant seien. «Wir halten uns die Option jedoch selbstverständlich offen.»