Thurgauer Zeitung vom 22.06.2012
FRAUENFELD. Die linke Wochenzeitung WOZ brachte den Thurgauer SVP-Kantonsrat und Anwalt Hermann Lei (Bild) mit der Website adolf-hitler.ch in Verbindung (unsere Zeitung berichtete). Lei habe bis vor kurzem die Domaine gehalten.
Der SVP-Politiker, der die Bankdaten Philipp Hildebrands an SVP-Nationalrat Christoph Blocher weitergereicht hatte, reagierte und stellte rechtliche Schritte gegen die WOZ in Aussicht.
Nun hat er gegen den betreffenden WOZ-Journalisten einen Strafantrag wegen Verleumdung und weiterer Delikte eingereicht, wie Lei gestern abend mitteilte. Gleichzeitig verlangt er von der WOZ eine Gegendarstellung.
«Nachweislich falsch»
Lei weist in seiner Mitteilung nochmals alle Vorwürfe zurück. Die WOZ habe versucht, ihn in eine rechtsextreme Ecke zu stellen. Die Vorwürfe seien aber nachweislich falsch. Er sei zu keinem Zeitpunkt Halter der Webseite gewesen. Und es handle sich um eine Anti-Nazi-Seite mit Aufklärungsinhalt, so Lei. «Die unappetitlichen Verleumdungen haben für mich damit die Grenze des Erträglichen klar überschritten.»
Der betroffene WOZ-Journalist Carlos Hanimann wollte gestern noch nicht Stellung beziehen. Die WOZ werde die Vorwürfe erst kommentieren, wenn sie den Strafantrag und Leis Unterlagen gelesen habe.
Strafuntersuchung läuft
Offen ist weiterhin, ob die Zürcher Staatsanwaltschaft Anklage gegen Lei erheben wird. Sie ermittelt gegen den Informanten Reto T., gegen Lei wie auch gegen Blocher wegen mehrerer Delikte – unter anderem wegen Verletzung des Bankgeheimnisses. Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand musste zurücktreten, nachdem er aufgrund seiner Devisengeschäfte stark unter Druck gekommen war