Basler Zeitung vom 29.05.2012
Mehrere Vorfälle von Gewalt überschatten das Pfingstwochenende
Von Mischa Hauswirth
Basel. An Pfingstsonntag und Pfingstmontag kam es in der Stadt zu mehreren teilweise wüsten Delikten, die sich alle innert weniger als 48 Stunden abspielten. Die jüngste Gewaltwelle hat national für Negativschlagzeilen gesorgt: «20minuten» schrieb: «Basel von Gewalt aufgeschreckt» und Radio24 titelte: «In Basel ist die Hölle los.»
Der erste Zwischenfall ereignete sich am frühen Sonntagmorgen im Kleinbasel. Um 1.30 Uhr wurde ein 21-Jähriger Opfer eines Angriffs von hinten, nachdem er an der Feldbergstrasse aus dem BVB-Partytram gestiegen war. Zwischen Klybeckstrasse und Kaserne würgte ihn eine unbekannte Täterschaft, weshalb er das Bewusstsein verlor. Gemäss Staatsanwaltschaft Basel-Stadt stahlen die Räuber dem Mann, als er bewusstlos am Boden lag, Handy, Laptop und Geld. Das Opfer erlitt mehrere Kopfverletzungen.
Eine Massenschlägerei vor dem Bahnhof SBB um 15.15 Uhr am Sonntagnachmittag gibt den Ermittlern Rätsel auf. Weil eine Schweizer Fahne und eine Hakenkreuz-Flagge verbrannt wurden, kann die Polizei eine politische Auseinandersetzung zwischen Links- und Rechtsextremen nicht ausschliessen. Gesicherte Hinweise gebe es jedoch keine, sagt Peter Gill, Medienchef der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt.
Ebenso unklar sind die Hintergründe, die zu einer Schiesserei um 18.30 Uhr in der Fasanenstrasse führten. Ein marokkanischer Asylbewerber sei von einem Mann, der auf einem stillgelegten Geleise stand, angesprochen worden. Kurz darauf eröffnete der Mann das Feuer auf den Marokkaner. Weil der Mann bis gestern Abend aufgrund der mittelschweren Verletzungen nicht einvernahmefähig war, können die Ermittler über das Motiv nur spekulieren. «Noch ist alles offen», sagt Peter Gill. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in verschiedene Richtungen: Drogenhandel, Abrechnung unter Nordafrikanern, Erpressung, Rachetat.
Am Montagmorgen schliesslich kam es um 9 Uhr im Männerheim an der Rheingasse zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung. Ein 60-jähriger Schweizer ging mit einer Stichwaffe auf seinen 49-jährigen portugiesischen Zimmergenossen los und verletzte diesen mehrfach. Das Opfer erlitt beim Angriff keine lebensgefährlichen Verletzungen.
Die Staatsanwaltschaft sucht in den ersten drei Fällen dringend Zeugen. Hinweise können der Kriminalpolizei Basel-Stadt unter Tel. 061 267 71 11 mitgeteilt werden. Oder dem nächsten Polizeiposten.