20 Minuten vom 05.04.2012
Drei Antifa-Gruppen aus Bern schlagen in einem 40-seitigen Bericht Alarm: Im braunen Sumpf brodle es nach wie vor. Ihr Vorgehen stösst auf Kritik – nicht nur aus Gründen des Datenschutzes.
Geoutete Neonazis: In polierten Kampfstiefeln, schwarzen Bomberjacken und mit glänzenden Glatzen posieren über 20 Hammerskins für ein Hochzeitsfoto in der Szene. Die Antifa Bern, die Antifa Oberland und Repro recherchierten ein Jahr lang verdeckt in der braunen Szene der Schweiz. Die Ergebnisse liegen nun als seriös aufgemachte, 40-seitige Publikation vor.
Das Fazit: Im braunen Sumpf geht was. «Zwar büsst die Pnos an Einfluss ein, es treten aber neue Spieler wie die Europäische Aktion auf», sagt Mirjam Marti von der Antifa Bern. Neben einer Einschätzung des Milieus outen die Autoren viele der Aushängeschilder mit Bild und Namen.
Der Datenschutz wird ausser Acht gelassen: «Es ist grundsätzlich problematisch, wenn private Personen gezielt porträtiert werden. Dazu braucht es einen Rechtfertigungsgrund», so Francis Meier vom Eidgenössischen Datenschutz. «Diese Personen sind Identifikationsfiguren für den Nazi-Nachwuchs. Es ist wichtig zu zeigen, dass sie nicht ganz so sauber sind», begründet die Antifa ihr Vorgehen.
Aber auch die Antifa-Bewegung ist nicht über alle Zweifel erhaben. Sie versteht sich als Teil der radikalen Linken. Laut Experte Samuel Althof sind solche Gruppen nicht geeignet im Kampf gegen Rechtsextremismus: «Sie greifen unter anderem selbst zu Gewalt.»