20 minuten vom 05.03.2012
ZÜRICH. In Deutschland sorgt die Neonazi-Gruppe «Die Unsterblichen» mit gespenstischen Auftritten für Unruhe. Auf deutschen Foren wird der Fackelzug von Hombrechtikon nun als Auslandaktion dieser Gruppierung gefeiert.
Noch ist unklar, wer hinter dem Fackelzug steckt, mit dem rund 50 Rechtsextreme am 13. Februar durch Hombrechtikon zogen. Die Zürcher Kantonspolizei, die den Vorfall aufgrund einer Anzeige der betroffenen Gemeinde untersucht, tappt im Dunkeln: «Bis jetzt liegen uns keine Zeugenaussagen zu diesem Ereignis vor», sagt Kapo-Sprecher Stefan Oberlin. Die Aktion von Hombrechtikon ist auch auf den Foren deutscher Neonazis ein Thema. Dort ist man überzeugt, dass ein Zusammenhang zu den «Unsterblichen» besteht. Diese neu aufgetretene Gruppierung hat in Deutschland in den letzten Monaten mit über 20 Aufmärschen für Aufsehen gesorgt, unter anderem auch gleich an der Schweizer Grenze in Konstanz.
Gespenstisch sind die Auftritte der «Unsterblichen» nicht nur, weil der Spuk jeweils nach wenigen Minuten wieder vorbei ist, sondern auch, weil die Teilnehmer jeweils Masken tragen. Der brandenburgische Verfassungsschutz bestätigt gegenüber der «SonntagsZeitung», dass es möglich sei, dass «Die Unsterblichen» Nachahmer in der Schweiz fänden. Mit der Schweiz verbunden ist die Gruppierung auch über ihre beiden Internetplattformen: Deren Server stehen in der Schweiz. Der betroffene Provider aus Jona SG will die Seiten nun überprüfen. Marco Lüssi
Waffen und Sprengstoff
BERLIN. Die Aktivitäten der «Unsterblichen» bereiten dem deutschen Verfassungsschutz Kopfschmerzen. Seit Anfang Jahr haben die Behörden in sieben Bundesländern Razzien gegen die neue Neonazi-Bewegung durchgeführt, über 50 Wohnungen wurden durchsucht. In Hamburg hat die Polizei am Freitag bei einer Aktion gegen die «Unsterblichen» Waffen und Sprengstoff gefunden. Im Internet ist die Gruppierung mit Videos ihrer Aufmärsche präsent, die sie ins Netz stellt.
«NS-Mystik in modernisierter Form»
Herr Althof, wie gefährlich sind die «Unsterblichen»?
Samuel Althof: Sie vertreten eine rassistische Ideologie und sehen Ausländer als verantwortlich für den «Volkstod» – eine von den Nazis und Neonazis gebrauchte Formel zur Ausgrenzung und Entwertung von Menschen mit Migrationshintergrund. Ziel ihrer Aufmärsche ist, Angst zu verbreiten und im Endeffekt Menschen zu vertreiben.
Was fällt am Vorgehen der «Unsterblichen» auf?
Sie treten überraschend und in der Nacht auf, sie tragen Fackeln und weisse Masken – das ist ein «Event»-Erlebnis, das jedem Teilnehmer einen «Kick» gibt und sie zusammenschweissen kann. Hier wird bewusst NS-Mystik in einer modernisierten Form wiederbelebt.
Könnte der Fackelzug im Hombrechtikon die erste Aktion der «Unsterblichen» in der Schweiz sein?
Das ist möglich. Allerdings waren die «Unsterblichen» auf Schweizer Neonazi-Foren bisher kein Thema. Nur: Die Szene wird immer konspirativer, da hat sie von den Linksextremen gelernt