Aargauer Zeitungvom 21.11.2011
Extremismus Mitglieder der Rechtsaussen-Partei Pnos standen in engem Austausch mit der deutschen Szene in Thüringen und Zwickau, wo die Döner-Mörder ihr Netzwerk aufbauten. Darunter ist auch ein Aargauer: Pascal Trost.
Silvan Hartmann Und Philipp Mäder
Die rechtsextreme Szene der Schweiz steht einmal mehr im Fokus: Mitglieder der Partei Pnos pflegen regen Kontakt zur deutschen Szene in Thüringen und Zwickau, von wo aus die Döner-Mörder ihre Taten organisierten und in den Jahren 2000 bis 2006 acht Türken und einen Griechen erschossen hatten.
Auch ein Aargauer hatte Kontakt zur betroffenen deutschen Szene: Pascal Trost aus Untersiggenthal trat 2009 als Redner am «Fest der Völker» im deutschen Thüringen auf. Das berichtete der «SonntagsBlick». Am Treffen für Neonazis beschwerte sich Trost über den «in der westlichen Welt vorherrschenden Liberalismus» und bezeichnete sich als «Vertreter des schweizerischen Widerstands». Im Jahr 2003 kandidierte Trost noch für den Nationalrat – allerdings erfolglos.
Szene-Kenner: «Sie pflegen Kontakt»
Organisatoren des «Fests der Völker» waren zwei Deutsche, die verdächtigt werden, die drei Döner-Mörder bei ihren Taten unterstützt zu haben. Hatten die beiden mutmasslichen Komplizen etwa 2009 den Aargauer Pnos-Redner eingeladen? «Ich kann mich nicht erinnern, wer mich als Redner eingeladen hat», sagte Trost zum «SonntagsBlick».
Pnos-Sprecher Dominic Lüthard dazu: «Diese Verbindungen sind ärgerlich und werfen ein schlechtes Licht auf die Pnos. Diese Morde sind zu verurteilen, wir distanzieren uns klar davon.» Trost zeigte sich überrascht: «Dass sie alle unter einer Decke stecken, hätte ich nicht für möglich gehalten.» Sowohl Trost wie auch Lüthard waren gestern für eine Stellungnahme für die az nicht erreichbar.
Eine enge Freundschaft der rechtsextremen Szenen zwischen Deutschland und der Schweiz erstaunt die Szenen-Kenner nicht: «Es sind einzelne Exponenten, die involviert sind. Aber es ist so, dass die Pnos relativ häufig Kontakt pflegen. Allerdings ist das nicht institutionalisiert, weshalb es keine gemeinsamen Projekte mit der deutschen Szene gibt», sagt Hans Stutz, Experte der Szene, der az. Noch weiter als Stutz geht Heinz Kaiser: «Pnos-Mitglieder haben seit Jahren klare Verbindungen nach Deutschland und haben sich sogar mit den Zwickauer Nazizellen solidarisiert», sagt der Szene-Kenner. Kevin Mareque, ehemaliger Pnos-Sprecher, dementiert dies: «Pascal Trost hatte keinen direkten Kontakt zur Organisation. Wir sind politisch aktiv und Ideologen, aber bestimmt keine Gewalttätige», sagte er zu Tele M1.
Hofmann: «Szene wird beobachtet»
Regierungsrat Urs Hofmann betonte auf Anfrage der az Aargauer Zeitung, dass der ihm unterstellte kantonale Nachrichtendienst die rechte Szene im Aargau genau beobachte. «Im Rahmen des Programms ‹Wind of Change› versuchen wir seit fünf Jahren, Personen anzusprechen, die sich im Umfeld von rechts- und linksextremen Organisationen bewegen.» Dabei arbeite der Kanton aber mit offenen Mitteln und nicht mit verdeckter Fahndung. «Auch hier im Kanton habe ich nicht den Eindruck, dass die Mitarbeiter des Nachrichtendienstes auf dem rechten Auge blind sind.»
Die Döner-Morde: Der Fall
Knapp elf Jahre lang gaben die Döner- Morde von Deutschland Rätsel auf. Acht Türken und ein Grieche wurden erschossen. Jahrelang tappten die Ermittler über die Täterschaft im Dunkeln – bis zum 4. November: Zur Aufklärung eines Banküberfalls wollte die Polizei ein Wohnmobil durchsuchen, das jedoch kurze Zeit vorher explodierte. Nebst zwei Leichen fand die Polizei im Wohnmobil die Tatwaffe der Döner-Morde vor. Sie waren damit aufgeklärt: Die Männer, welche sich darin erschossen hatten, waren die Täter – gemeinsam mit einer Frau, die sich später stellte. Es handelt sich um drei Neonazis der Thüringer Szene. Sie waren bereits vorgängig der Polizei bekannt.