20 minuten vom 21.11.2011
BERN. Die rechtsextreme Szene in der Schweiz ist hoch aktiv – und will weiter wachsen. Mit CDs wollen die Rechtsextremen Nachwuchs anlocken.
Während die Rechtsextremen in Deutschland im Zug der «Döner-Morde» unter Druck geraten, sind die Schweizer Rechtsextremen unvermindert aktiv: 52 rechtsextreme Vorfälle listet die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus für dieses Jahr auf – vom tätlichen Angriff auf den Assistenten eines Rabbiners bis zu Hakenkreuz-Schmierereien. Extremismus-Experte Samuel Althof warnt davor, das Gewaltpotenzial der Rechtsradikalen zu unterschätzen: «Mordanschläge, wie sie in Deutschland geschahen, sind auch in der Schweiz denkbar», sagt er im «Sonntag».
Nun will die Szene sogar wachsen: Eine Nachwuchsorganisation der Schweizer Rechtsextremisten sammelt zurzeit Geld, um eine neue sogenannte Schulhof-CD zu brennen und zu verteilen. Für Rechtsextremismusexperte Hans Stutz ist klar: «Das ist ein Versuch der Extremisten, Junge für ihre Sache zu gewinnen. Diese sind über Musik besonders empfänglich.» Vorbild ist Deutschland: Dort wollten Rechtsextremisten 2004 insgesamt 50 000 CDs mit rechtsextremen Liedern in der Nähe von Schulen und Jugendtreffs verteilen. Die Tonträger wurden wegen ihres extremen Inhalts verboten und beschlagnahmt. Dass sich auch die Hintermänner der Schweizer Schulhof-CD strafbar machen, glaubt Stutz nicht: «Es ist davon auszugehen, dass sie juristisch abklären, wie weit sie gehen können.» Heikel dürfte es dennoch werden: Bereits die erste CD, die Schweizer Rechtsradikale 2007 verteilten, schrammte nur äusserst knapp an der Rassismusstrafnorm vorbei