St. Galler Tagblatt vom 10.09.2011
Im Rheintal wird man heute wohl die Samstagsruhe geniessen, vielleicht noch das letzte Mal in diesem Altweibersommer auf der Veranda zu Mittag essen, während sich auf einem Parkplatz gleich bei der Autobahnausfahrt Widnau/Diepoldsau Unheimliches abspielen könnte: Dort sollen heute zwischen 12 und 12.30 Uhr «Mitstreiter» und Sympathisanten der rechtsextremen Organisation namens «Europäische Aktion» (EA) eintreffen (unsere Zeitung berichtete). Von da aus geht es ans «Europafest» – eine Grossveranstaltung, an der bekannte Holocaust-Leugner aus neun Ländern ans Rednerpult treten werden.
Ort noch geheim
Wo es nach dem Treffen auf dem Parkplatz letztlich hingeht, bleibt nach wie vor unklar. Vor gut einer Woche wies die EA auf das Toggenburg hin. Ob das nur eine Finte ist, ist unklar. Auch die St. Galler Kantonspolizei weiss nicht mehr: «Wir werden aber von Beginn an die Entwicklungen beobachten und – falls nötig – gemäss der Rechtslage verhältnismässig eingreifen», sagt Kapo-Sprecher Hanspeter Krüsi.
Opposition auch vor Ort
Diese Intervention ist gerade bei Ausschreitungen zwischen Rechts- und Linksextremen nötig. Denn auch die Opposition weiss vom Treffen und hat bereits ihr Kommen angekündigt. Ein linkes Internet-Forum weiss von einem Demonstrationszug vom Bahnhof Heerbrugg zum Parkplatz in Diepoldsau. Was bei der Ankunft passiert, ist ungewiss. Das Ziel der Linken ist aber gemäss Ankündigung die Verhinderung einer Durchführung des «Europafests».
Friedliche Velo-Demo
Ebenfalls protestieren – jedoch ausdrücklich ohne Gewalt – werden die Rheintaler und Vorarlberger Grünen, wie sie gestern in einer Medienmitteilung verlauten liessen. «Keinen Millimeter Toleranz gegenüber Neonazis und Rechtsextremen, das sind wir der Demokratie schuldig», heisst es darin. Initiant der Kundgebung ist unter anderem der St. Galler Kantonsrat Meinrad Gschwend. Gemeinsam werden die Vorarlberger und St. Galler Grünen mit Velos zum Parkplatz fahren, um dort eine mobile Mahnwache zu halten. (mak)