Judenfeindlicher Flyer von Genfer Faschisten

 

20 Minuten vom 01.07.2011

GENF. Nach der Israel-Boykott-Kampagne der Aufruf zum Mord: Genfer Faschisten lassen Wilhelm Tell auf einem Flyer auf Juden schiessen. Schweizer Juden prüfen nun Klagen

Ein Männchen mit Kippa und israelischer Flagge auf dem Bauch liegt auf dem Boden. In seiner Stirn steckt ein Armbrustpfeil, darüber prangt der Slogan: «Rette die Schweiz. Ziel genau!» Mit diesem Flyer für ein Grillfest am 1. August hetzt die Gruppierung Genève non conforme (GNC) gegen Juden und Israel – nur eine Woche nachdem bekannte Schweizer Politiker mit einem Boykott-Aufruf für israelische Produkte für einen Eklat gesorgt hatten.

Jüdische Organisationen sind über den Flyer empört: «Das ist ein Aufruf zum Mord an Juden», sagt Johanne Gurfinkiel von der Westschweizer Koordinationsstelle gegen Antisemitismus (Cicad). Für Sabine Simkhovitch-Dreyfus, Vizepräsidentin des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds, hat die Genfer Gruppierung mit dem «Aufruf von der übelsten Sorte» eine rote Linie überschritten. Die Organisationen prüfen nun, ob sie juristisch oder anderweitig gegen die GNC vorgehen können.

Damit konfrontiert, krebste die GNC gestern zurück und schwächte den Flyer ab. Laut einem Mitglied, das sich – in Anlehnung an den italienischen Faschisten-Führer Mussolini – Benito M. nennt, habe man nie zu Gewalt gegen Juden aufrufen wollen. Das Männchen auf dem Flyer sei nur die «Personifizierung des Staates Israel», dessen Zerstörung die GNC fordere. Für Sabine Simkhovitch-Dreyfus ist dies jedoch nur eine Ausrede: «Der Pfeil in der Stirn lässt leider keine Zweifel.» hal

«Das ist ein Aufruf zum Mord an Juden.»

Rechtsradikale aus linker Szene

GENF. Der GNC hat 2011 bereits mehrmals für Furore gesorgt: Er liess in Genf Sirenen heulen, um den Opfern der Bombardierung von Dresden im 2. Weltkrieg zu gedenken, organisierte ein rechtsextremes Konzert und hängte an der Uni Genf Hetz-Flyer gegen «USIsrael» auf. Hervorgegangen ist der GNC 2010 aus der aufgelösten Rechts-Bewegung Unité Populaire. Sein Logo ziert eine Rune, die auch der Ku-Klux-Klan benutzte. Laut Insidern gehören dem GNC hauptsächlich junge Männer an, die zum Teil aus der linksextremen Szene kommen. Samuel Althof von der Fachstelle Extremismus- und Gewaltprävention will die Bedeutung der «kleinen Gruppe» nicht überbewerten. Man müsse ihre Entwicklung aber beobachten.