Neue Luzerner Zeitung vom 08.06.2011
Hans Stutz; Johann H. Engeler
«Uri fürchtet Rütli-Missbrauch», Ausgabe vom 7. April
Der Redaktor dieser Zeitung schreibt heute: Erst dank einem Ticketsystem und einem rigorosen Polizeiaufgebot sei es 2006 gelungen, den «braunen Mob» von der historischen Rütliwiese fernzuhalten. Dies ist unzutreffend. Die Rechtsextremen können zwar nicht mehr am 1. August auf das Rütli, jedoch haben sie in den vergangenen Jahren jeweils am darauffolgenden Sonntag ihre eigene «Rütlifeier» veranstaltet. Nach öffentlicher Ankündigung durch die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) und ungehindert von der Rütlikommission trafen sich jeweils 150 bis 250 Rechtsextreme. Der Rütlikommission-Sprecher hat jeweils verlauten lassen, dass es der Kommission gar nicht möglich sei, Sanktionen anzustreben, da die Wiese ein öffentlicher Ort sei. Fazit: Die Rütlikommission hat die Glaubwürdigkeit verloren, zuerst wegen Rechtsextremisten, nun wegen der Rechtsaussen-Bundesratspartei. Klar ist auch, dass die Pnos sich durch die SVP-Aktion bestätigt sieht. Hans Stutz, Kantonsrat Grüne, Luzern
Nein, Frau Glanzmann, Parteiversammlungen gehören nicht aufs Rütli. Das «stille Gelände am See» gehört dem Schweizer Volk und nicht dem Parteivolk. Es gibt in Bern zurzeit wahrlich wichtigere Probleme zu diskutieren. Wie es bei einer Bewilligung zugehen könnte, kann man sich nach der verbotenen SVP-Tagung leicht vorstellen. Auf keinen Fall möchte ich die «heilige» Wiese betreten, wenn Blocher seine Schmähreden hält.
Die Rütliwiese gehört dem Schweizer Volk, und Parteiparolen gehören nicht auf diesen Platz.
Übrigens hat Frau Glanzmann der SVP einen schönen Steilpass zugespielt. Die Provokateure können sich nun zurücklehnen und argumentieren: Warum sollten wir uns entschuldigen, die Sache wird ja nun sowieso in Bern diskutiert?
Auch die Parteilosen sind Schweizer (nach SVP-Lesart allerdings nur auf dem Papier). Aber vielleicht sollte man eine Partei der Parteilosen gründen, damit das ganze Volk die Wiege der Schweiz rein halten kann. Aus Liebe zum Rütli und – obwohl es allmählich abgedroschen klingt – aus Liebe zur Schweiz. Johann H. Engeler, Uster