Die Wochenzeitung vom 24.03.2011
Seit Jahren sagen die Schweizer Demokraten (SD), sie würden sich «nicht für Neonazis und dergleichen» interessieren. «Entsprechende Aktivitäten» hätten, so schreibt der Zürcher SD-Gemeinderat und Wahlkampfleiter Patrick Blöchlinger auf Anfrage, «bei den SD nichts zu suchen, und wir würden sie auch nicht dulden». Doch in Winterthur nehmen sie es offenbar nicht so genau: Auf der Kantonsratsliste der Winterthurer SD belegt der dreissigjährige glatzköpfige Sachbearbeiter Manuel Walker die ersten beiden Listenplätze. Noch Ende August 2009 sass Walker in Liestal vor dem Strafgericht, zusammen mit sechs weiteren Rechtsextremen. Sie waren zwischen Frühling 2005 und Anfang 2007 an Übergriffen und Angriffen beteiligt, zum Teil auf AusländerInnen, im Baselbiet, im Fricktal und in der Region Solothurn. Während der Verhandlung wurde auch bekannt, dass Walker bereits Ende Februar 2008 vom Landgericht Lörrach (Baden-Württemberg) wegen der Verwendung verbotener (das heisst nationalsozialistischer) Zeichen eine Strafe von dreissig Tagessätzen aufgebrummt erhalten hatte.
Walker bewegte sich nachweislich viele Jahre lang in der Schweizer Naziskinszene, vor allem in der Region Grenchen. Ein Foto, das der WOZ vorliegt und wohl im Sommer 2005 aufgenommen wurde, zeigt ihn als Skinhead im Wald, die Hand zum Hitlergruss erhoben. Zusammen mit einem Kameraden veranstaltete Walker Ende November 2006 ein Naziskinkonzert. Es war zuerst im Raum Grenchen/Mittelland geplant, wurde jedoch wegen Medien berichten ins Toggenburg verlegt.
Vor dem Baselbieter Strafgericht erklärte Walker noch, dass er nun bei der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) aktiv sei. Auf WOZ-Anfragen reagierten die Winterthurer SD-Verantwortlichen bis Redaktionsschluss nicht. Hans Stutz