20 Minuten vom 15.11.2010
Ein Satiremagazin zeigt Oskar Freysinger beim Vergasen von Kindern. Der SVP-Mann will gegen das Heft klagen. Auch jüdische Kreise reagieren schockiert.
SVP-Haudegen Oskar Freysinger ist Abonnent des Westschweizer Satire-Magazins «Vigousse». Über die aktuelle Ausgabe kann er aber überhaupt nicht lachen: Eine Karikatur zeigt ihn als Nazi mit Pferdeschwanz. «Dass man mich als SS-Offizier darstellt, der Kinder in die Gaskammern schickt, ist jenseits. Noch nie bin ich in meiner Politkarriere derart unter der Gürtellinie attackiert worden», so der Lehrer. Er will nun gegen das Heft und den Zeichner klagen. «Ich habe eine Haut wie ein Elefant. Aber auch Satire hat gewisse Grenzen.» Am Freitag seien seine Schüler bereits gekommen und hätten gesagt: «Das ist also der Nazi, der uns Deutsch unterrichtet.»
Anstoss für die Karikatur gab laut «Vigousse»-Chefredaktor Thierry Barrigue die SVP-Forderung, behinderte und leistungsschwache Kinder nicht in Regelklassen zu schicken. «Dies erinnert uns an dunkle Stunden der Geschichte», rechtfertigt Barrigue die Publikation. «Wir antworten auf die Provokation der SVP mit Provokation. Das ist die Rolle eines Satire-Magazins.» Auch der Karikaturist Pierre-Olivier Comment hat keine Angst vor dem Richter: «Man sieht keine Nazi-Symbole. Wenn er sich angegriffen fühlt, ist das seine Interpretation.»
Schockiert reagiert jedoch auch der Schweizerische Israelitische Gemeindebund: «Die Karikatur ist geschmacklos und verletzt die Gefühle der Juden», so SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner. «Indem der Holocaust für simple Vergleiche hinhalten muss, wird er relativiert.» (daw/gco)